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Vinyl Galore & Plattenspieler

Girls In Synthesis veröffentlichen ihre neue Single „Cottage Industry“ zeitgleich mit dem zweiten Album

Girls In Synthesis

Cottage Industry heißt die neue, dritte Auskopplung aus Girls In Synthesis‚ aktuellem Longplayer.

Produktiv gestalteten sich die ersten beiden, von Isolation, Lockdowns und Konzertverboten gezeichneten Jahre der Corona-Pandemie für die in London ansässigen Musiker:innen von Girls In Synthesis. Die Band veröffentlicht nebst ihrem Debüt-Album Now Here’s An Echo From Your Future 2020 einige Seven Inches und Dub-Versionen von darauf enthaltenen Liedern. Ihre von Noise-Passagen und Industrial durchtränkte, dystopisch zupackende Variation von Post-Punk will aufreiben, schön nervös daherkommen und dem eher bellenden, als gesungenen Lyrics eine Halde an aufbrechenden Gitarrenriffs bieten, die immer wieder von peitschenden Keyboard-Attacken aufgestachelt werden.

Grobe Berührungspunkte sind in den nervös und exaltiert tönenden Arbeiten von The Fall, Charles De Goal und vielleicht bei den Franzmännern von Frustration zu entdecken und Girls In Synthesis erreichen eine anfixende Rastlosigkeit, die den Sleaford Mods innewohnt, aber deutlich dissonanter durch die Mauer des vorgeschriebenen Tempolimits bricht.

Seit ungefähr 6 Jahren treiben Nicole Pinto, Schlagzeug, Sänger und Bassist John Linger ihr Unwesen, das nicht ohne die Mithilfe von Gitarrist und Keyboarder John Cubitt auskommt dessen Modulationen hier eine größere, tragende Rolle spielen wie das bei vielen Artgenossen:innen der Fall sein mag.

Komplett ihren Farben beraubt, zogen alle bisherigen Videoclips die da wären, Watch With Mother, My Husband an einem Strang und zeigten sich ganz klassisch in modernem Schwarz und Weiß, verkündeten mit unterschiedlichen Kompositionen Klänge die den Hörer:innen vermittelten, wie farbenprächtig der neue Longplayer ausfällt. Watch With Mother feilt ordentlich an monoton geschlagenen Schlagzeugtakten, die Basssaiten kleben wie Honig an Nicoles fiebrig vorgegebenem Fragment und einzig die Gitarre bricht für das Setzen nicht unwichtiger Melodieverschiebungen aus, denn der Gesang erscheint als letzte Zutat in Form einer Wände tragende Betonplatte für diese Rhythmusgruppe, wie einbetoniert. Eine beengende Dachbodenidylle transportiert uns die drei Bandmitglieder:innen exzessiv spielend durch die Bildschirme des selbst gewählten Wiedergabemediums und unterhalb der Holzdecke werden allerlei familiäre Alltagsprobleme dazu abgespielt.

Krachiger im Gesamtkontext, ja fast schon aggressiv schlugen am 21.09.2022 die Experimente von My Husband ein und führten euch durch die Einöde aktueller, städtischer Sehenswürdigkeiten, die die Industrialisierung der Gegenwart unweigerlich miteinander verknüpft.

Zeitgleich mit dem Release-Datum des neuen Albums am Freitag den 14.10.2022, serviert uns das Trio ein leicht unscharf, in grün eingefärbtes visuelles etwas mit Namen Cottage Industry, welches nach Aussage von Sänger John wie ein Pop-Song a la Girls In Synthesis klingt und die Live-Energie deutlich einfängt.

Dunkler und nachdenklicher passt auch gut ins Bild, vergleicht man diesen neuen Song mit älteren Veröffentlichungen. Ob die Cottage Industry wie ein Pop-Song im traditionellen Sinne dem Ursprung nahe kommt, könnt ihr für euch selbst entscheiden und das dazugehörige, über das eigene Label Own It veröffentlichte, im Vertrieb von Cargo Records erhältliche Album The Rest Is Distraction zur Urteilsfindung bestellen. Nichts zu rütteln gibt es jedenfalls daran, das die Umsetzung in jeglicher Hinsicht die beabsichtigte Klaustrophobie auffährt und vermittelt.

Wären Girls In Synthesis in San Diego oder Umgebung beheimatet, ich denke sie wären eine perfekte Bereicherung für Justin Pearsons Three One G Records und im Vorprogramm von zum Beispiel Metz passen sie wie der berühmte Deckel auf den Topf.

Doch bevor es soweit ist, statten Girls In Synthesis während ihrer am 13.10.2022 gestarteten UK/EU Tour erst einmal dem Urban Spree (16.11.2022) in Friedrichshain einen Besuch ab.

Wenn alles glatt läuft, darf ich die „Girls“ zu einem kleinen Interview vor Ort bitten und da Berlins „Best Kept Secret“ in Sachen Post-Wave-Punk Elektrokohle einen würdigen Konzert-Support hinlegen werden, scheint es die logische Instanz zu sein, nicht nur den drei Berliner:innen bei Kerzenschein und einer Tasse Tee etwas auf den Zahn zu fühlen.

Titelbild: Girls In Synthesis | (c) Bea Dewhurst



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