This April Scenery – Liminality
Mit ihrer neuen Platte Liminality wollen This April Scenery die „mittlerweile angestaubten Traditionen des Post-Hardcores“ herausfordern. Ob ihnen das gelingt, könnt ihr hier lesen.
Der erste Track von Liminality, „Mallory Bloom“ leitet das Album mit frischen, euphorischen Melodien der beiden Gitarristen ein, deren Zusammenspiel sehr zu gefallen weiß. Der zum größten Teil cleane Gesang von Nico Vetter geht in Ordnung, ihm fehlt allerdings speziell bei aggressiveren Parts ein wenig der Druck. Die folgenden drei Songs „Shifty Eyes“ sowie das zweiteilige „Levitation“ sind solide, bieten für mich aber keine hervorzuhebenden musikalischen Aufhänger. Anders sieht es bei der fünften Nummer „Modern Hustle“ aus, die sehr rockig und mit greifbarerer Rhythmik daherkommt. Der Trumpf des Albums – die Gitarren – wird hier gut ausspielt. Im anschließenden „Myriad of Future Plans“ wird gekonnt zwischen sanften, postrockigen und aggressiveren Passagen gewechselt, was für frischen Wind sorgt.
Auch das siebte Stück „Caught in Mediocrity“ kommt gemächlicher daher, dümpelt aber ein bisschen vor sich hin und geht im Album-Kontext eher unter. Der nächste Song „Euclid Avenue“ klingt hingegen wesentlich energischer und hält mit progressivem Gitarrenspiel bei Laune. Zum Runterkommen gibt es gleich danach mit „Melting Thoughts“ eine nicht ganz zweiminütige Ambient-Passage, die sich stimmig in das musikalische Gesamtbild einfügt – kann man machen. Der längste und passenderweise letzte Track „Windy Chill“ auf Liminality stellt für mich den absoluten Höhepunkt des Albums dar. Bei keinem anderen Song der Platte arbeiten Rhythmusgruppe, Gitarren und Gesang so gut zusammen, wie hier. Ein sehr gut komponiertes Thema, clevere Übergänge und ein energiegeladener Part mit Tremolo-Picking und wuchtigen Drums in der Mitte machen die knapp sieben Minuten zu einer wahren Freude.
Liminality glänzt mit tollen Gitarren-Parts und zeigt sich sehr abwechslungsreich. Man merkt, dass sich die Band beim Arrangement der Songs Gedanken gemacht hat. Auch die Produktion lässt keinen Grund zur Kritik offen: Das Schlagzeug ist brilliant, der knurrige Bass drückt und die einzelnen Instrumente sind im Stereopanorama differenziert ortbar. Auch wenn sie die Konventionen des Post-Hardcores mit ihren diversen musikalischen Ansätzen nicht komplett überwunden haben, macht das Hören der Platte Spaß und ist für Freunde des Genres sehr zu empfehlen.
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