Skip to main content

Vinyl Galore & Plattenspieler

Sophia – As We Make Our Way (Unknown Harbours)

Sophia

Seine Formel hat er schon vor einiger Zeit gefunden, mit dem neuen Album „As We Make Our Way (Unknown Harbours)“ festigt Robin Proper-Sheppard, seines Zeichens Kopf der Indierocker SOPHIA, diese noch weiter. Gut für ihn, dass er seine Nische gefunden hat – für den Hörer allerdings lassen sich bereits Abnutzungserscheinungen erahnen.

Seit 20 steht Sophia bereits für melancholischen Indierock, der dann und wann auch mal am Postrock kratzt: Proper-Sheppard hat sein Handwerk in der Hinsicht von Album zu Album perfektioniert, er singt immer wieder in tief traurigen Texten über enttäuschte Liebe und die Traurigkeit selbst und wechselt in der Hinsicht höchstens die Perspektive des Enttäuschten. So ist es auf „As We Make Our Way“ also wieder der Protagonist, der die Einsamkeit sucht und sich von äußeren Einflüssen isolieren entzieht. Dabei sind in der Regel schon die Songtitel bei Sophia-Songs ein Indiz darauf, so auch hier: Da kommen Songs wie „Don’t Ask“ oder „Resisting vor, die auch gewohnt einsilbig daherkommen. Soweit also nichts Neues im Proper-Sheppard-Gesamtwerk. Die Pop-Momente sind noch immer vorhanden, die ausufernden Soundwände, die hin und wieder durchschimmern, finden sich ebenfalls. Einzig die beiden Songs „California“ und „St. Tropez – The Hustle“ überraschen, da diese fast schon positiv genannt werden dürfen: Es sind Songs im ungewöhnlichen Dur, die die Sonne über der sonst so kalten Eiswüste aufgehen lassen.

Das ist allerdings auch schon wieder das Einzige auf diesem Album, das raussticht: Auf Ausbrecher oder Schocks setzt Proper-Sheppard auch hier nicht, was ein oder zwei Platten lang funktionieren kann. Der musikalische Minimalismus auf „As We Make Way“ ist auf Dauer allerdings im besten Fall unaufgeregt, im schlechtesten eher ermüdend: So wirken die Melodien in vielen Songs, als hätte Proper-Sheppard eine bis zwei gute Ideen gehabt und dann versucht, diese auf Albumlänge zu ziehen; Abwechslung ist bei diesen Songstrukturen nach Schema F selten zu finden, und am Ball möchte man da auch nicht lange bleiben. Der zahmen und trockenen Produktion gelingt es dabei auch nicht, die Eintönigkeit wieder wettzumachen, im Gegenteil: Wo die atmosphärischen Parts doch einen so vielversprechenden Ansatz liefern und Lust auf weiträumigen Postrock machen, wird das Potenzial in die Richtung nicht ausgeschöpft.

Sophia machen also Business as usual, da ändert auch das mittlerweile sechste Album nichts. Proper-Sheppard hat ja anscheinend so viel Schmerz in seinem Herzen angesammelt, dass er wohl auch in Zukunft weiter darüber schreiben und singen kann. Ob das aber jemand hören will, wenn er auf dem zigsten Album immer noch nicht aus seinem Muster herausbricht, ist fraglich.

 



Ähnliche Beiträge

Black Lips – Satan’s Grafitti Or God’s Art?

Black Lips

Ist das Kunst oder kann das weg? Die Black Lips bringen ein Konzeptalbum auf die Welt, ziehen es anschließend durch den Dreck und setzen es zuletzt dem Hörer zur Bewertung vor. Verwirrung und Hin- und Hergerissenheit nicht nur geduldet, sondern erwünscht. Ein schneller Blick auf die Tracklist lässt Augenbrauen hochschnellen: Zu sehen sind Begriffe wie […]

Owen Rabbit – One

Owen Rabbit

Der australische Multiinstrumentalist Owen Rabbit lädt auf seiner Debüt-EP „One“ dazu ein, sieben Songs lang mit ihm zu leiden. Hauptsächlich die düsteren Beats, die zerbrechliche Stimme von Owen Rabbit und die drückende Atmosphäre seiner Songs zieht den Hörer in ein dunkles, depressives Etwas, wo er sich durch die Lyrics schleppt. Die Songs sind allesamt mit […]

Kjartan Sveinsson – Der Klang Der Offenbarung Des Göttlichen

Kjartan Sveinsson

Das Album „Der Klang Der Offenbarung Des Göttlichen“ ist die musikalische Untermalung des gleichnamigen Theaterstücks von Ragnar Kjartansson. Geschrieben wurde diese Musik von niemand anderem als dem Gründungsmitglied von Sigur Rós, Kjartan Sveinsson. Es gibt immer unterschiedliche Motivationen Musik zu konsumieren. Die Einen benutzen Musik fast ausschließlich, um ihrem Partyleben an Wochenenden den richtigen Soundtrack […]

Stiu Nu Stiu – Fake End

Stiu Nu Stiu

Vor etwa vier Jahren begaben sich Martin Sandström und Kalle Mattsson in einen Proberaum in Uppsala, mit keiner anderen Intention als ein wenig zu jammen. Sie kannten sich bereits aus der gemeinsamen Zeit bei Jeniferever – Sandström als Gitarrist und Co-Writer, Mattsson als Live-Gitarrist. Zwei Stunden später waren schon einige Songs und Recordings entstanden. Sie […]



Keine Kommentare vorhanden


Kommentar verfassen