Pg.Lost – Key
Ans Ende von ‚Key‘ haben pg.lost den Dreizehnminüter ‚Weaver‘ gesetzt, der den Hörer am Schluss seiner Postrock-Reise mit, ja, wirklich, Pianoklängen begrüßt und noch ein Mal alle Facetten des Albums ein wenig ausleuchtet – von leisen, getragenen Tönen, über hoffnungsvolle, melancholische Passagen bis hin zu brachial-imposanten Soundwänden ist hier alles vertreten, was ‚Key‘ hergibt.
Lange dauert es wahrlich nicht, bis der Hörer weiß, was er sich mit pg.losts Album ‚Key‘ ins Haus und den Plattenschrank geholt hat – schon der Opener ‚Spirits Stampede‘ steigt nach einem kurzen Intro in medias res ein und bietet luftigen, modernen Post-Rock. Hier wird nicht lange gefackelt und der Hörer in Zweifel gelassen, ob es sich um eins der vielen genretypischen Experimente handelt, dafür gibt’s wie eh und je süß klimpernde Gitarren, abgelöst von härteren Riffs, die sich gemeinsam erwartungsgemäß in postrocktypischen Wohlklang auflösen. Beim zweiten Track dagegen,’Vultures‘, fühlt man sich schon nach den ersten Takten an eher elektronischer gehaltenen Post-Rock á la Collapse Under The Empire oder besonders God Is An Astronaut erinnert, immer wieder aber durchbrochen von pg.lost-typischen Melodien, die beinahe nahtlos in den dritten Track, ‚Terrain getauft, übergehen. Spätestens jetzt wird dann aber klar, dass ‚Key‘ nicht nur aus vermeintlichen Genreanleihen besteht, sondern durchaus auch selbstständig zum Kopfnicken anregt und einen auchmal unerwartet mit einer Soundwand überraschen kann, nur um dann in einer weiteren, noch ein Stück lauteren Soundwand zu kulminieren.
Dass es nicht bei einer Soundwand und sonst süßlichem Geklimper bleibt, zeigt ‚Sheaves‘, Startnummer vier auf dem Album. Schwer und wuchtig kommt der Track daher, hier geht’s erstmal zwei Minuten lang nur in eine Richtung – nach vorne. Dann erneut ein Zwischenspiel, in ein Crescendo mündend, das die Hände schnell zum Verstärker wandern lässt, um die Lautstärke noch ein wenig höher zu drehen. Die Schweden gönnen dem Hörer akustisch ein wenig Entspannung, kommt nach der Halbzeit das Stück ‚I Am A Destroyer‘ doch erst getragen, langsam, athmosphärisch daher. Wenig später wird’s dann doch wieder ein wenig lauter, die düstere Atmosphäre bleibt aber bestehen. Hier herrscht schöne, instrumentale Melancholie, abgelöst von einem düsteren, brodelnden Finale, so simpel wie effektiv. Was sich wie ein Finale nicht nur für das Lied, sondern auch das Album anfühlte, täuscht den Hörer aber über die Tatsache hinweg, daß noch ziemlich genau zwanzig Minuten Spielzeit vom dritten Album der schwedischen Band übrig bleiben. Nach so viel Dunkelheit kehrt dann nämlich’Gathering‘ wieder in etwas hoffnungsvoller klingende Gefilde zurück. Die Melancholie bleibt natürlich weiterhin bestehen, ist sie doch fast schon stereotypisch für diese Spielart des Postrocks.
Sie hüllt sich aber in ein weniger düsteres Gewand und kommt hell und süß daher, wenn auch mit einem unerwarteten, gerade im Kontrast zur vorherigen Lieblichkeit ganz schön imposant-bösen Ende. Ans Ende von ‚Key‘ haben pg.lost den Dreizehnminüter ‚Weaver‘ gesetzt, der den Hörer am Schluss seiner Postrock-Reise mit, ja, wirklich, Pianoklängen begrüßt und noch ein Mal alle Facetten des Albums ein wenig ausleuchtet – von leisen, getragenen Tönen, über hoffnungsvolle, melancholische Passagen bis hin zu brachial-imposanten Soundwänden ist hier alles vertreten, was ‚Key‘ hergibt.Insgesamt haben die Schweden mit ‚Key‘ ein gutes Album abgeliefert, das sich nicht vor einem
Vergleich mit vermeintlichen Genregrößen dieser Spielart des Postrocks wie Caspian oder If These Trees Could Talk zu scheuen braucht, sondern sich definitiv in eine Reihe mit ihnen aufstellen kann. Einziger möglicher Kritikpunkt, mehr am gesamten Genre als an dem Album, ist die stellenweise zu stark offensichtliche Formelhaftigkeit des Albums. Zwar handelt es sich hier durchaus um ein gutes, eigenes und eigenständiges Werk, das auch einige Alleinstellungsmerkmale bietet, aber auch hier findet sich das Problem der Stagnation, das auch andere Bands betrifft. Zu oft kann man beispielsweise in einer Rezension Worte wie ‚erwartungsgemäß‘, ‚genretypisch‘, etc. verwenden – natürlich ohne, dass es deswegen gleich ein schlechtes Album sein muss.
Das geht dann natürlich auch mit einer seichten Überraschungslosigkeit einher, die aber durch die klangliche Durchsetzungskraft und perfekte Umsetzung des Albums durchaus wieder ausgeglichen wird. Abgesehen davon: Sich bei Postrock á la pg.lost über lange Stücke, mal klimpernde, mal singende Gitarren, Delay, Echo und eine gehörige Portion Pathos zu beschweren ist ungefähr genau so unangebracht, wie sich bei einem Rap-Album über Sprechgesang zu wundern.’Key’wird am 4. Mai veröffentlicht, kann aber jetzt schon für’s Autoradio auf CD und den heimischen Plattenschrank auf Vinyl vorbestellt werden und für alle Unentschlossenen netterweise auf der Bandcamp-Seite von pg.lost im Stream an- und vorgehört werden.
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