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Vinyl Galore & Plattenspieler

Patti Smith – Banga

Die große Mutter des Punk verneigt sich nach über 35 Jahren Musikbusiness deutlich gezähmt aber noch lange nicht geläutert vor großen Entdeckern, verlorener Zeit, brüchigen Stimmen und verlorenen Seelen. „Banga“ erzählt, mahnt, flüstert, prangert an und schreit lauthals Geschichten, die das Leben und die nonkonformistischen Einstellungen einer 65 jährigen schreiben. Ganz nebenbei zollt sie dabei dem eigenen Lebenswerk Tribut. Ohne Pathos oder übergroße Geste.

Und doch soll auch nicht verschwiegen werden, dass sich die Ikone Patti Smith nicht ganz ohne Schaden jahrzehntelang gerieben und dem gewöhnlichen Leben getrotzt hat in dessen Folge ihr neues Album auch mit gelegentlichen Schwächen ins Feld ziehen muss. Vor allem harmlose und uninspiriert klingende Nummern wie „April fool“ dienen eher der Vollständigkeit als einer unumgänglichen Notwendigkeit und so wirkt dieses neunte Album der Künstlerin, Lyrikerin und Musikerin eher wie eine schillernde Reise durch ihr eigenes Schaffen und ihre eigenen unterschiedlichen Karrierephasen.

Damit entpuppt sich „Banga“ doch als eindrucksvolles Werk in dessen Verlauf Patti Smith wie im Titeltrack mit Hunden um die Wette krächzt, Schauspielerin Maria Schrader in „Maria“ einen melancholischen Blues widmet, ihre Reise nach Indien im betörend beschwörerischen „Mosaic“ Revue passieren lässt um in „Tarkovsky“ auch ihrer kommerziell erfolglosen Spoken Word Phase zu gedenken. Das ist musikalisch nicht immer restlos überzeugend oder zwingend mitreißend aber immer authentisch und und inhaltlich ambitioniert. Die atomare Katastrophe von Fukushima ist dabei ebenso Motivation wie der bewegende Tod von Amy Winehouse.

Wenn Patti Smith ihren Kompositionen dann auch noch mit griffigen Refrains und gängigeren Mustern zu mehr Pop-Appeal und mehr Eingängigkeit verhilft, darf man mit „Banga“ sogar wunderbar leicht unterhalten einer Frau an den Lippen hängen, die wirklich noch einmal alle Register ihres Schaffens zieht, um würdevoll in ein Alter zu ziehen, in dem sich viele andere Künstler schon längst verloren und im Ton vergriffen haben.



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