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Norma Jean – Wrongdoers

„And now finally I’ve left burning and gasping for life…“ Wenn Sänger Cory Brandan Putman im letzten Drittel vom rasenden „Funeral Singer“ immer wieder über seinen eigenen Atem zu Stolpern droht, um in aller Vehemenz seine Liebe zu Gott und dem Leben hinauszuschreien. gehört das nicht nur zu den packendsten Momenten des Musikjahres 2013, sondern läutet auch das Ende eines Albums ein, das in dieser Form doch eine faustdicke Überraschung geworden ist.

Strotzend vor Spielfreude und sichtlich befreit vom Erfolgsdruck des letzten Albums, prügeln sich die stark vom Besetzungskarussell gebeutelten Norma Jean im gewohnten Douglasville-Groove selbstsicher zurück in den Ring und lassen trotz geringer und eher subtiler Veränderungen den Vorgänger „Meridional“ weit hinter sich.

Mit viel Liebe zum Detail und einigen effektiv eingesetzten Ruhepunkten ausgerüstet, kommt es sicher eher selten vor, dass eine Band derart minimal an den Schräubchen ihres Handwerks dreht und damit auch noch ein Werk abliefert, das Rückbesinnung und Weiterentwicklung gleichermaßen bedeutet. „Wrongdoers“ ist pointierter und brutaler aber auch zugänglicher und gefühlsbetonter als nach der Entwicklung der letzten Jahre noch zu hoffen war. Ein liebevolles Album für Fans, dem man die anstrengende Entstehungsgeschichte nicht anhört, sondern nur in der Tiefe mancher Momente erahnen mag. Eine Tiefe, die kraftvoll und erleuchtend den elf Tracks einfach mehr Authentizität und Charakter verleiht, ohne jemals jemand anderes hinter all den großartigen Momenten des Albums vermuten zu lassen als Norma Jean themselves.

Vollgepackt mit den mittlerweile klar definierten Trademarks der Band und technischen Raffinessen von erlesener Güte, reift das mittlerweile sechste Werk nach jedem Hörgang zum Hochgenuss, der herrlich überraschend, kurzweilig und unterhaltsam jedem auf der Zunge zergehen sollte, der sich für einen komplex arrangierten Hardcore jenseits der Genregrenzen begeistern kann. Mit einer Groovegranate wie „Triffids“ oder der garstigen Abgeh-Nummer „If You Go It At Five, You Got It At Fifty“ im Gepäck dürfte sich „Wrongdoers“ zudem auch kommerziell wieder in Richtung des wegweisenden Werkes von 2006 „Redeemer“ entwickeln. Kein Argument für den Hörer aber wünschenswerte Entwicklung für die Truppe aus Georgia, denn wie in der soeben bekanntgegebenen Auflösung der befreundeten The Chariot leider zu sehen ist, werden nicht alle Garantieträger erstklassiger Musik adäquat entlohnt. Ein Trauerspiel par excellence, dem man gar nicht oft genug gedenken aber vor allem mit überzeugenden Werken wie „Wrongdoers“ entgegenen kann. It´s up to you.

01 Hive minds
02 If you got it at five, you got it at fifty
03 Wrongdoers
04 „The potter has no hands“
05 Sword in mouth, fire eyes
06 Afterhour animals
07 The lash whistled like a singing wind
08 Neck in the hemp
09 Triffids
10 Funeral singer
11 Sun dies, blood moon



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