Less Win – Trust

Ein dichter und gleichzeitig differenzierter Sound, der für das Genre Post-Punk vertraute aber auch exotische Elemente kombiniert. Saxofon trifft auf Verzerrungen, Melancholie auf Noise.
Less Win liefert mit „Trust“ (via The Big Oil Recording Company) ein ungewöhnliches und interessantes Album mit einer facettenreichen Ästhetik. Das ist ihr erstes Album zu dritt. Casper Morilla, Gitarre und Gesang, und Patrick Kociszewski, Bass und Gesang, hatten als Less Win schon eine EP und das Album „Great“, veröffentlicht. Nun ersetzt Matthew Moller die Drum-Machine.
Schon im Opener und Single „Rituals“ sticht der Bass heraus. Stark, schnell, dunkel: Die Basslines prägen oft den Charakter der Songs. Der Track klingt sehr britisch, vintage und rau, strahlt eine Proberraum-Atmosphäre aus. Die Stimme von Casper Morilla ist samtig sowie stark, sorgt für Melodie mitten in dem kratzigen Gitarrensound. Dieser ist deutlich im Vordergrund im nächsten Song, „Bury The Heart“. Eine sich schleichende Gitarre und Störgeräusche verleihen dem Track eine psychedelische Note, als ob man die Noten wie Farben auf einer Wand heruntertropfen sehen würde. Diese hypnotische und einnehmende Stimmung wird dann von dem dissonanten und extrem stacheligen Saxofon verstärkt.
Sehr schön und rasend machen die drei Dänen mit „Crucifix“ weiter. Hier mischen Less Win Garage Rock mit einer starken Punk-Attitüde, die an Jay Reatard erinnert. Die Drums schlagen unerbittlich, begleitet von einer rasanten Bassline. In der Musik von Less Win gibt es oft diesen Eindruck von Wirbeln, von kreisförmigen und strudelartigen Bewegungen, auch in etwas langsameren Tracks wie „Mare“. Nach einem noisigen Intro legt sich eine melancholische Wolke auf den Song, die aus dem ergreifendem Gesang geschaffen wird. Immer wieder schleifen wilde Momenten vorbei, die diese sanfte Wolke mit einem kratzigen Sound zerreißen. Genauso so wild, beinahe aggressiv beginnt „Where You Lay Your Hands“. Der Song schafft eine bedrohliche Atmosphäre, die dann in dem Refrain gelöst wird, vor allem durch die langatmigen Vocals.
Wieder ganz deutlich wird dieser wirbelförmige Sound in „Guilt In The Glory“, hier wirkt das Zusammenspiel von Gitarre und Bass fast elastisch, wie eine Feder. In dem Gesang hört man Echos von David Bowie. Noch einmal kommt das Saxofon für ein Free-Jazz-inspiriertes Outro zum Einsatz. Less Win mögen solche ausgedehnten, ungebremsten Passagen, man kann sich genau vorstellen, wie diese Momente live besonders explosiv klingen sollen.
Dunkel und beunruhigend klingt „Haunted Skin“, die Gitarre ist stark im Vordergrund, ihr Sound erinnert an einen Alarm, was zu dieser Bedrohlichkeit beiträgt, bevor es dann ab der Mitte punkig wird. „A Thought To Be More“ schließt das Album ab. Es endet mit einem Wirbel und einem sehr emotionalen Gesang. Schön und unerwartet ist der Ausgang mit dem Saxofon.
Unerwartet ist ein Wort, das beim Hören von „Trust“ oft in den Sinn kommt. Das Album ist anspruchsvoll, teilweise befremdlich. Less Win vermitteln klaustrophobische Eindrücke durch Klänge, durch den dichten Sound und durch eigenartige explodierende Passagen. Dunkel auf ungewöhnliche Weise, manchmal fast störend, rau aber keineswegs roh: „Trust“ ist eine Überraschung, die sich lohnt zu entdecken.
Less Win bringen „Trust“ auf Tour auch in Deutschland. Hier die nächsten Shows:
06.07. Amiens / Accueil Froid
07.07. Nantes / Le Chien Stupide
08.07. Paris / La Ferme Electrique Festival
09.07. Würzburg / Xyeahx Fest
10.07. Kutna Hora / Creepy Teepee Festival
11.07. Krakov / Szpitalna 1
12.07. Leipzig / Income Tax Refund
13.07. Berlin / Bei Ruth
14.07. Bamberg / Upyours Fest
15.07. Trier / Exhaus
16.07. Groningen / Vera
17.07. Amsterdam / Studio K
18.07. Nijmegen / Valkhof Festival
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