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Vinyl Galore & Plattenspieler

le_mol – Kara Oh Kee

le_mol - Kara Oh Kee

Der Japaner Daisuke Inoue ist wohl einer der unbekanntesten Volkshelden unserer Zeit: Weil er vergaß, seine Erfindung, die Karaokemaschine, in den 70ern patentieren zu lassen, strichen Großkonzerne den enormen Gewinn seiner Idee ein.

Was sie ihm nicht nehmen können: Seinen Friedens-Ig-Nobelpreis. Und seine Würdigung auf le_mols Zweitlingswerk Kara Oh Kee.

The Mountain Daisuke Inoue Never Sang About heißt der sechste Track auf dem wieder in Eigenregie veröffentlichten Album des Wiener Duos Sebastian Götzendorfer und Raimund Schlager. Und wie zu erwarten war, verbirgt sich hinter diesem epischen Titel anderes als J-Rock-Disco-Beats und Singalongs: le_mol überlassen lieber beschwipsten Betriebs-Karaoke-Feiergesellschaften das Singen.

Hinter dem lautmalerischen Titel Kara Oh Kee verbergen sich stattdessen fein gewobene, fesselnde Kompositionen, deren Ambient-, Post-Rock- und Elektroelemente sich federleicht übereinander schichten und zu einem wundersamen Soundscape verschmelzen. Fragile Melodien wiegen sich unter dem Druck elektronischer Klangflächen und Gitarrenakkorde, die mal leise wispernd durch die Arrangements streichen, mal mit voller Wucht über sie hinweg preschen.

Ähnlich wie Caspian oder Collapse Under The Empire zeichnen le_mol sich durch ihr Talent aus, akustische Panoramalandschaften zu zeichnen, deren Schönheit sich sowohl durch Weitwinkel- als auch Teleobjektiv bewundern lässt. Ihre Musik verzichtet auf superlative Stapelei, lädt stattdessen zum gedankenverlorenen Spaziergang durch ein Dickicht hallender Loopmelodien ein. Unaufdringliche, aber raffinierte Drumparts verleihen den flirrenden Melodien Bodenhaftung und führen wie ein Puls durch ihre Dramaturgie.

Weniger düster als sein Vorgänger Aleph One, zeichnet Kara Oh Kee sich dennoch genauso durch sein scheinbar müheloses Ineinanderfügen elektronischer und instrumentaler Klänge aus und beschwört musikalische Kurzgeschichten herauf, die sich ausnahmslos unter weit aufgespannten Himmeln abspielen. Möglicherweise auch auf Berggipfeln, von denen Daisuke Inoue nie gesungen hat.



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