KRITIK: Hugar – Rift
Das isländische Duo Hugar meldet sich mit traumhaft schönen Klängen von Klavier, Gitarren und sanften Beats mit ihrem dritten Album zurück.
Hugar ist eine isländische Band, deren beiden Bandmitglieder Verbindungen zu zwei der bekanntesten isländischen Musiker:innen haben. Bergur Þórisson ist bekannt als musikalischer Direktor von Björk, spielte als Posaunist auf Ólafur Arnalds’ Island Songs, in dessen Live-Band er einst war (zur Zeit von For Now I Am Winter, dem Album auf dem Arnór Dan Arnarson von Agent Fresco singt, der wiederum mit Hugar den großartigen Song Waves aufgenommen hat) und Ólafur Arnalds höchst selbst wiederum spielt auf dem selbstbetitelten Debütalbum von Hugar von 2014 Schlagzeug.
Seit 2014 ist viel passiert: Dominierte dort noch die Posaune als Melodieinstrument, began bereits mit dem zweiten Album Varða von 2019 die Entwicklung in eine andere Richtung. Die Musik ist nun deutlich flächiger, etwa geheimnisvoller und immer noch wunderschön. Die perfekte Musik für Wintertage, Regentage. Musik, die einen in den Arm nimmt und sagt, dass alles gut ist. Musik, die als Begleitmusik funktioniert, gleichzeitig aber ungeahnte Tiefen zeigt, wenn man sich darauf konzentriert.
Das Klavier ist noch immer sehr wichtig, sehr präsent sind nun auch die Gitarren, die so sehr durch Reverbs geschickt werden, dass man sie kaum als solche erkennt. Dazu kommen Keyboardsounds und diesmal deutlich präsentere elektronische Beats. Letztere tun der Musik sehr gut, zumal sie trotzdem meist extrem im Hintergrund sind, so dass man sie eher spürt als sie zu hören. Das gibt der Musik ein bisschen Kiasmos-Feeling, was absolut gut ist. Gleichzeitig ist die Musik etwas melancholischer und mindestens genauso schön. Neu ist auf Rift, dass Hugar mit Leitmotiven arbeiten. Das merkt man direkt bei den ersten beiden Songs, es zieht sich aber durch das ganze Album. Die Motive sind weniger melodiöser Art als harmonischer Struktur, bestimmte Akkordwechsel ziehen sich durch das ganze Album, wie eine lieb gewonnene Person, über die man sich immer freut wenn man sie sieht. Das ist bei jedem Hören auf Neue spannend.
Es fällt mir schwer, ein halbwegs objektives Urteil zu bilden, Hugar gehören zu meinen absoluten Lieblingsbands. Die letzten beiden Alben sind auch 2021 noch unter den meist gespielten Alben (und auch der Soundtrack zum Film The Vasulka Effect) bei mir in Apple Music. Deswegen ganz subjektiv: Ich habe hier jetzt schon ein Album gefunden, dass ich das ganze Jahr über hören werde. Schon jetzt bin ich bei knapp 20 Durchläufen und ich will und werde nicht aufhören. Wer Ólafur Arnalds, Kiasmos oder Nils Frahm mag, der/die sollte unbedingt Hugar hören.
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