KRITIK: Blodkvalt – Algor Mortis
Garantiert nicht in bunte Kleider gehüllt, veröffentlicht die eine Hälfte der Band Daufødt, Blodkvalt ihr erstes Album Algor Mortis.
Fiese und kalte Musik, wie sie zum Beispiel die zwei Daufødt-Mitglieder Eirik Reithaug und Eskild Myrvoll mit ihrem Seitenprojekt hier, passend zum Wintereinbruch auf euch niedergehen lassen, strotzt jeglichen Gesetzen einer Szene die zu oft auf aufgesetzt und pechschwarz getrimmt wurde. Im Gegensatz zu der Allgemeinheit einer doch oft, undurchschaubar negativ infiltrierten musikalischen Subkultur, nehmen sich die Norweger selbst hierbei nicht zu Ernst und gewiss fungiert der Black-Metal, neben Raw-Punk und Hardcore auch nur als Einfluss.
Vom ersten bis zum letzten Eiszapfen werden schwarz metallisches Tempo mit Crust und Noise abgerundet, chaotische Breaks und Feedbacks lockern zusätzlich diese „extreme“ Schlittenfahrt auf, Schlagzeuger Tibor Teskeredzic integriert anscheinend diverse Male eine Cowbell und die gut angelegten, verkrusteten Punk-Riffs schneiden garantiert ein rundes Loch in die zentimeterdicke, zugefrorene Wasseroberfläche.
Fysisk Format-Gründer Kristian Kallevik genügte ein einziger Live-Auftritt der vier jungen Herren, um sie für sein auf größtenteils norwegische Musik getrimmtes Label anzuwerben.
Decapitation kursiert mit passendem schwarz/weiss Videoclip seit mehreren Monaten in den Kanälen der YouTuber:innen und nicht nur der zweite Track des Albums lässt die Trademarks von Gitarrist Eirik immer wieder durchscheinen, die einigen von seiner Hauptband schon bekannt sein dürften.
Mit The Abode Of The Dead, dem Opener könne man noch das Gefühl bekommen, hier wird nur schwarzgemalt, aber die restlichen Songs des elf Songs umfassenden Blodlvalts-Debüts belehren uns eines besseren. Klar ist die rasend schnelle Fahrt in vollem Gange, aber Abyss setzt rhythmische Veränderungen, glänzt mit Harmoniebögen hinter einem schier unüberwindbaren Eisberg.
Murk haut uns Blackened-Crust-Gitarrenriffs nur so zwischen die Eingeweide, bevor schön high klappernde Becken den Groove-Part offenbaren und kurzzeitige Verschnaufpause zum Luft holen bieten.
Schleppend und in Hardcore eingefroren stampft Infernal Obliteration irgendwann von der Stelle und die Cowbells halten den Song einer mittel schnellen Kufenrinne, aus der auf Ende hin alle Musiker ausbrechen. Sänger Håkon Sakseide schreit verzweifelt, aber nicht übertrieben infernalisch, den Spaß an der Sache vermittelnd, und wahrt die sichere Distanz zu einem Gemetzel der „high-pitched“ Schrei-Gesänge, an dessen Stelle Volumen und Durchhaltevermögen seiner Lungenflügel rücken.
Auch die letzten beiden Songs Rotting Flesh und 41:10 konzentrieren sich eher auf die chaotische und visuelle Umsetzung ihrer Musik, die nicht gewillt ist, mit bekannten Klischees der Schwarzmetall Szene wie Satan und ein Leben in der Hölle zu kokettieren.
Seit dem 18.11.2022 könnt ihr euch mit dem kompletten Album-Stream auf dem Blodkvalt–Bandcamp-Account selbst ein Urteil bilden und hier die LP kaufen.
Bleibt in Summe festzuhalten, auch wenn die Farbe des Artworks und der gewählte Schriftzug immens an die damit verknüpfte Schublade erinnern, bekommen alle Hörer:innen eine facettenreiche Langrille geboten, die mit mehreren Augen gleichzeitig zwinkernd, sich nicht festlegen, geschweige denn haargenau kategorisieren lassen wird.
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