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I will, I swear – Strings of Gold

I will, I swear - Strings of Gold

Vor zwei Jahren eroberten I will, I swear mit nur einer Single Youtube, Wettbewerbe und Musik- wie Fashion Blogs gleichermaßen. 2015 legen sie ihre erste EP Strings of Gold nach und versuchen an ihren Erfolg anzuknüpfen. Ob die Erwartungen an die junge Band nun zu hoch sind?

Sie sind derzeit ziemlich angesagt, diese Boy-and-Girl-Pop-Duos. Dass sie dabei meist der simplen Boy-plays-music-girl-sings-Formel folgen, liegt so klar auf der Hand, wie das Genre, das solche Bands oft beackern: Electro-Pop. I will, I swear aus Ghent sind da ähnlich und doch die große Ausnahme, die die Regel bestätigt. Sie streichen das Electro aus dem Electro-Pop und mischen stattdessen eine gehörige Portion melancholischer Piano-Atmosphäre hinzu, um dann etwas zu schaffen, das sich laut ihrer Facebook Seite mit dem Schlagwort „orchestral pop“ beschreiben ließe. Damit kann man anfangen, was man möchte, in Wahrheit ist es aber so:

Fien Deman und Jonathan Van Landeghem trafen 2013 aufeinander und es war musikalische Liebe auf den ersten Track. Denn es muss wohl ein recht magischer Moment gewesen sein, wenn beim ersten gemeinsamen Musizieren so grandiose Songs, wie ihre erste Single Long Days, entstehen. Van Landeghems träumerische und traurige Klavierakkorde schleppen sich von Takt zu Takt, während Deman ihr Herz auf bittersüße Weise ausschüttet. Der Sound fordert hier Vergleiche zu Houses aus Chicago oder Daughter aus London geradezu heraus. Ebenso wenig verwunderlich ist es da, dass ihr erstes Schaffen zum Youtube-Hit wurde und Teil verschiedener Fashion-Werbekampagnen war. Den Zeitgeist hatten sie schließlich ziemlich getroffen.

Vieles davon blieb seitdem unverändert. Manches aber doch nicht. Zunächst wurde das Duo im Laufe der so kurzen Bandgeschichte zur vollbesetzten Band. Auf Strings of Gold gesellen sich Drums, E-Gitarre und Bass zur Stimme, dem Piano und den subtilen Streichern und Synths – den Komponenten, die I will, I swear in erster Linie toll machen. Funktioniert das Ganze im Opener Summer Nights und der Auskopplung Fractures auf derartig erstaunliche Weise und bauscht die Band Stimmung, Erwartung und Gefühl so weiter nach oben, enttäuscht Better than this dann umso mehr. Reduziert auf Gitarre und Stimme, könnte der Song im wahrsten Sinne des Titels besser als das Gebotene sein. Im einsamen E-Gitarren-Gezupfe plätschern Fien Demans Vocals nur so vor sich hin. Es sind kurze Momente wie diese, in denen man der Band das Gewicht auf ihren Schultern anmerkt, das sie sich mit ihrem ersten Output auferlegt hatten. Zu gekonnt klingen die Belgier jetzt manchmal. Zu konstruiert und zu berechnend. Zu ungezwungen und locker ging’s da früher noch her. Aber irgendwo muss sich das belgische 8er-Gespann Luft nach oben lassen. Denn diese EP verspricht ein großartiges Debüt-Album voller, ja, orchestraler Pop-Songs, die schöner nicht sein könnten.

 



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