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Hey Ruin – Poly

Hey Ruin

So klingt moderne, deutschsprachige Musik – ein ganz bemerkenswertes Punkalbum

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Es war 2016. Bei Durchstöbern des This Charming Man Records Shops stach mir ein Albumcover sofort ins Auge. Vögel inmitten von blättrigem Geäst, „Irgendwas Mit Dschungel“ stand drauf. Ich kann gar nicht sagen warum, aber allein das Artwork und der Titel waren Grund genug zum Blindkauf. Nach ersten, technischen Schwierigkeiten (es hat einen Moment gedauert, bis mir gedämmert ist, dass das Album auf 45 RPM läuft und nicht auf 33 und dass ich kein Doomrock-Album gekauft habe) hat sich das Ding zu einem Dauerbrenner entwickelt. Ungestümer, chaotischer Punk/Post-Hardcore mit intelligenten, interpretationsbedürftigen, deutschen Lyrics. Genau mein Ding! Kürzlich ereilte mich die Nachricht, dass es einen Nachfolger geben soll, wieder bei den Hitgaranten von TCM. Grund genug hier mal beide Lauscher aufzustellen.

„Poly“ ist der Inbegriff von Weiterentwicklung! Das Chaos ist einem handfesten Konzept gewichen, das wütende Geschrei wird um echten Gesang erweitert und der ungebremste Druck wird zu einer Berg- und Talfahrt von lauten und leisen, melodischen und aggressiven Sequenzen. Es dauert nicht lange, bis einem klar wird, dass hier das wohl höchstmögliche Maß an Herzblut vergossen wurde. Dieses kreative Kind ist überaus wohlgenährt!

Bei „Ram“ ist vorerst nichts von Punk oder Posthardcore zu spüren, hier haben wir es schon eher mit Indierock zu tun. Volle, melodische Gitarren, direkter Bass, der Gesang ist lang nicht mehr so aggressiv wie beim Erstling, eher anklagend. Textlich wird die Flüchtlingssituation im Lande aufgearbeitet, allerdings weit, ja ganz weit entfernt von x-mal wiedergekäuten Parolen. Ihren lyrischen Stil haben sich Hey Ruin behalten, das hatte ich gehofft! Es wird doch etwas punkiger, ein hymnischer Refrain und letztlich ein Aufatmen: Hardcore ist auch noch dabei. Die Gitarre wird tiefer, die Stimme derber, meine Freude größer. „Poly“ beginnt mit sachtem Synthiegefrickel, Drums und Klavier, Druck wird aufgebaut, bisschen Emo- bisschen Postpunk, alles ganz geil akzentuiert. Es wird mal leiser, mal lauter, alles mündet in einen dramatischen Pianopart. Alle Instrumente kommen zurück und ziehen eine Klangwand hoch, schön mehrstimmiger Gesang macht alles ordentlich fett. Genau so sollte moderne, deutsche Rockmusik klingen! Die nächste Hymne mit deutlichen Emotupfern kommt mit „Smells Like Teens“, das wie ein unter Strom gesetzter Folksong, alles schon fett, aber bei allen Schlägen wird das Gesicht ausgespart. Man muss dem Sänger wirklich eine außergewöhnliche Stimme attestieren, die das ganze Gemisch wirklich besonders macht.

Zur Indie-Mixtur kommen leichte Postpunk-Anleihen, „Über dem Abfluss“ lebt von etwas diffusem Sound, einem hüpfenden Bass und dem ersten, wirklichen, klaren Gesang. Bevor es dann doch zu harmonisch wird, wird wieder dezent die Hardcore-Keule geschwungen. Der zurückhaltende Einsatz dieser musikalischen Wurzel von Hey Ruin bringt erst richtig Spannung auf dem Plan. „Magneto“ ist ein einziges Brett! Ein dreckiges Hardcoremetalriff, fieses, durch ein Megaphon verzerrtes Geschrei und tausend Tonnen Fuzz. Nach und nach wird alles melodischer und aufgeräumter, ja sogar harmonisch wird’s, aber das Tempo bleibt dabei ungebrochen. Dennoch bleibt ist das alles mehr Indie als Posthardcore, was aber in keinster Weise stört! „Pinguine“ ist nahezu tanzbar und regelrecht poppig. Drums und Bass bilden das Fundament, die Gitarren sind leicht und luftig. Dann allerdings eine kratzige Stimme, die dafür verantwortlich ist, dass der Song die Kurve kriegt und die pure Gefälligkeit gekonnt umschifft. Ein zweiter Part ist schon wieder wesentlich rockiger und lässt eine erneut eine superepische Hymne anschwellen! Ganz groß!
Und groß bleibt es, die folgenden beiden Songs bilden den Höhepunkt von „Poly“. In „Cortextrouble“ heisst es „Du versteckst Dich vor’m Erwachsensein – mal wieder Peter Pan“, damit wird quasi auch die inhaltliche Brücke zum sehr jugendlich wirkenden Erstling geschlagen. Man ist eben Erwachsen geworden und kommt gut damit klar. Die Richtung ist ganz eindeutig Deutschpunk, allerdings erheblich anspruchsvoller, im Stile von frühen Turbostaat, würde ich sagen. Vielleicht nicht so innovativ wie einige vorhergegangene Songs, aber dafür direkt und aufwühlend. Das gleiche bei „Mono“, das auch ordentlich Tempo vorgibt aber noch ein wenig komplexer und auch etwas strukturierter ist. Die Melodien sind sicherlich für die Ewigkeit, der Gesang klingt manchmal etwas manisch, was aber eben auch sehr gut zur Musik passt. Man hört zudem schon wieder deutlicher, dass die Band mal im Posthardcore zuhause war, es blitzt hie und da einfach durch. „Miliz Vor Ort“ ist das Schlusslicht und schleicht ganz vorsichtig heran. Es klingt drohend, kritisch und aufbäumend, die Stimmung ist unheilschwanger. Völlig unvermittelt wird das Tempo angehoben und Druck aufgebaut, es kommt ein cooler Singalong-Chorus zum Vorschein und das ganze Stück entpuppt sich als Lovesong. Ein absolut würdiger Abgang, muss man sagen.

Hey Ruin sind definitiv eine der wichtigeren Bands des Landes und haben mit „Poly“ ein aufregendes und intelligentes Album abgeliefert, dass sich unmöglich in eine einzige Schublade werfen lässt. So richtig wie aus einem Guss wirken die Songs erst nach einigen Durchläufen, die man dem Album auf jeden Fall gönnen sollte. TCM haben erneut bewiesen, dass sie ein Händchen für gute Bands haben.



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