Skip to main content

Vinyl Galore & Plattenspieler

Frames – In Via

Feingliedrig und leichtfüßig klingt es auf dieser Reise, die sich ein Hermann Hesse Gedicht zum lyrischen und inhaltlichen Überbau macht und nur Passagiere zulässt, die sich Zeit nehmen möchten, sanfte Täler, schroffe Gebirge, stille Gewässer und tosende Meere in diesen komplexen Post-Rock Kompositionen entdecken zu wollen.

Mit ihrem Zweitling „In Via“ machen es die Hannoveraner Frames genretypisch niemanden unnötig leicht, laufen per dezenter Prog- und Jazz-Eskapaden zudem auch mal gerne etwas aus dem üblichen Post-Rock Ruder und klingen dabei dennoch verblüffend unangestrengt und warmherzig. In Verbindung mit dem hohen Standard ihrer musikalischen Fähigkeiten gelingt dem Quartett damit ein Album von internationalem Format, das allerhöchstens etwas daran krankt, sich selbst manchmal in seiner Vielfalt übertreffen zu wollen. Aber wie soll man auch all die musikalischen Elemente und das eigene Können in dem sperrigen und limitierenden Rahmen eines Albums unterbringen, ohne auch gelegentlich eben diesen damit zu sprengen? Glockenspiel, Piano, Cello und mannigfaltiges elektronisches Equipment stehen schließlich Schlange, um sich adäquat eingesetzt in den zehn Tracks von „In Via“ wiederzufinden und stellen der Nachvollziehbarkeit und Kompaktheit so manche unausweichliche Falle.

Dennoch leistet dieses Album in anderer Disziplin umso mehr und trotzt damit souverän der großen Bürde des instrumentalen Rocks etwas ohne Stimme sagen zu müssen, denn die von Hesse galant umschriebene Abkehr von gesellschaftlichen Scheinsicherheiten, Ordnungen und Vorstellungen, die darin begründete mitunter mühselige Reise zu sich selbst bleibt stets fühlbar präsent und verleiht „In Via“ eine einzigartig imposante Stimme. Diese gilt es nun in ruhigen Momenten der Zeit und Geduld zu entdecken.

 



Ähnliche Beiträge

Norma Jean – Wrongdoers

„And now finally I’ve left burning and gasping for life…“ Wenn Sänger Cory Brandan Putman im letzten Drittel vom rasenden „Funeral Singer“ immer wieder über seinen eigenen Atem zu Stolpern droht, um in aller Vehemenz seine Liebe zu Gott und dem Leben hinauszuschreien. gehört das nicht nur zu den packendsten Momenten des Musikjahres 2013, sondern […]

Deafheaven – Sunbather

2. Deafheaven - Sunbather

Weltweit heiß ersehnt und mit den teuersten Vorschusslorbeeren gesegnet, zählt Deafheaven’s zweites Studioalbum „Sunbather“ in der internationalen Fachpresse bereits jetzt zu den wichtigsten Alben des Jahres 2013. Und tatsächlich enttäuscht ihre krude Mischung aus schwarzmetallischer Raserei und atmosphärischer Weite nur hartgesottene Hörer, die sich nach der unbändigen Härte und der Exklusivität ihrer ersten Gehversuche sehnen. […]

Kylesa – Ultraviolet

Kompakter und dennoch weitläufiger als „Ultraviolet“ kann also kaum etwas den Horizont einer Band widerspiegeln, der sich selten homogener in einer musikalischen Historie abzeichnet als in diesem Falle. Georgia’s finest bleiben ihrem Versprechen treu und bauen ihren Pfad in die musikalische Grenzenlosigkeit weiter aus. Ohne ihren Wurzeln vollends den Rücken zu kehren, transportieren Kylesa ihren […]

Year Of No Light – Vampyr

„Stell dir vor, wir sitzen in einem gewöhnlichen Zimmer. Plötzlich erfahren wir, dass sich eine Leiche hinter der Tür befindet. Mit einem Mal hat sich das Zimmer, in dem wir sitzen, völlig verändert: Alles in ihm hat eine neue Bedeutung. Das Licht, die Atmosphäre haben sich verändert, obwohl sie rein physisch dieselben sind. Der Grund […]



Keine Kommentare vorhanden


Kommentar verfassen