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Evening Hymns – Quiet Energies

Evening Hymns

Die Indie-Folker Evening Hymns rund um den Sänger und Songwriter Jonas Bonetta kehren mit ihrem dritten Album zurück. Dabei klingen sie melancholisch wie eh und je – und doch erfrischend anders.

Ungewöhnlich locker und schnell beginnt das neue Album „Quiet Energies“ der Kanadier Evening Hymns. Gar nicht so quiet, wie der Name vermuten ließe. Da waren die beiden Vorgänger verhaltener, zurückhaltender, introvertierter. Ich muss an den recht schüchternen Jonas Bonetta denken, der 2013 im Münchner Atomic Café vor mir stand. Diese Momente voller Nachdenklichkeit und Nostalgie, den Leadsänger, der leise-zögernd über die Songs, die vom schmerzlichen Tod seines Vaters handeln, sprach, begleitet vom Bass und etwas Schlagzeug. Wahrlich, es war eines meiner Konzerthighlights der letzten Jahre. „When I was older I thought that memories would rust“, singt Bonetta jetzt passenderweise in House of Mirrors.

Mittlerweile ist also einiges an Wasser den Bach runtergelaufen und Evening Hymns kehren anders, doch als die selben zurück. Manches bleibt eben besser beim alten, etwa die klagend-schöne Art des Gesangs oder die nachdenklichen Texte. Anderes wird verändert oder verstärkt eingesetzt, wie die Background Vocals von Silvie Bones, die E- statt der Akustik-Gitarre oder die trabenden Drums.

Die Veränderungen und Konstanten sind somit alles andere als zufällig. Quiet Energies darf als durchkomponiertes Gesamtwerk gelten. Genau an den richtigen Stellen wird die Band ruhiger, ohne an Intensität zu verlieren. So etwa im Song zur Alben-Mitte, Rescue Teams, der zwischen Resignation und endlosem Weitermachen schwankt. Sein Mantra, „I haven’t heard from you, so I’m still sending rescue teams in for you to get you out“, wird sogleich abgelöst von einem hoffnungsvollen „Oh Man You’ll Walk Again and Again“. Oder in Connect the Lines, wenn sich der Refrain bis ins Unendliche zu steigern scheint, bis schließlich doch alles wieder zusammenbricht.

Und dann, im nächsten Moment, nehmen Evening Hymns wieder richtig Fahrt auf. Das Album ist voller Abenteuerlust und der Gewissheit, dass es da draußen noch Vieles zu erleben gibt. Quiet Energies ist also eher ein Album zum Autofahren als der Soundtrack für ruhige Abende zuhause. Doch man genießt es besser auf der einsamen Autobahn Richtung Sonnenuntergang. Denn es bleiben eben doch Hymnen, die sich am besten in der Dunkelheit der Nacht entfalten können.



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