Eluvium – Nightmare Ending
Matthew Cooper ist bei ELUVIUM das, was zum Beispiel Trent Reznor für die gerade re-animierten NINE INCH NAILS ist: es ist sein Projekt. Wechselnde Mitmusiker sind im Lauf der Jahre an Bord gewesen, und es sieht so aus, als ob dies auch weiterhin der Fall sein wird.
„Nightmare Ending“ ist bereits das siebte Album des in Portland/Oregon lebenden Allround-Künstlers, der am liebsten alleine in seinem Homestudio arbeitet.
Das opulente und knapp anderthalb Stunden dauernde Doppelalbum hat eine lange Entstehungsphase: seit 2007, als das vorherige ELUVIUM-Werks „Copia“ erschien, hat Matthew Cooper an den neuen Tracks gearbeitet.
Matthew erzählte in einem Interview, das er von der Natur beeinflusst wird, die ihn umgibt, und das er in Interaktion mit dieser ist. Der zeitlosen Musik ist dies anzuhören: trotz hauptsächlicher Verwendung von Elektronik haben die Klänge etwas organisches. Piano, Orgeln, elektrische Gitarre, artifizielle Geräusche, Loops und Drones…alles fließt zusammen in…(Achtung, Klischee…) erhabener Schönheit. Die Musik lässt sich zwar nebenbei hören, aber auch fokussiert, am besten auf einem Kopfhörer, und sehr gerne in der Natur, swowie – ja freilich – beim Laufen durch alte Industrial-Landschaften.
Rhythmus wird meist nicht durch einen Beat oder gar einen Bass, sondern durch Wiederholung von Patterns beschrieben und ausgelotet, das Leben wird langsamer, die Songs laden zum durchatmen und verweilen ein. In dem Track „By the rails“ hört sich der Beat gar wie ein Herzschlag an…oder ist es letztendlich doch ein Zug?
„Caroling“ ist ein schöner Neoklassik-Piano-Track und fällt durch seinen Minimalismus in der Instrumentierung aus dem Rahmen.
Bei „Evenom Mettle“ ist Mark T. Smith von EXPLOSIONS IN THE SKY dabei, und das Lied hört sich tatsächlich ein wenig an wie die Verschmelzung der beiden Projekte.
Matthew Cooper mag außerdem Max Richter und dessen Album „Memoryhouse“, weil es Traurigkeit und Glücklich sein verbindet – womit wir auch schon beim letzten Song von „Nightmare ending“ sind…
…Denn „Happiness“ stellt sich beim letzten Track ein – nicht nur, weil Ira Kaplan von YO LA TENGO nach dem längeren Einstieg mit Tuba und Piano dem gleichnamigen Song seine Stimme leiht. „Happiness“ ist das einzige Lied auf „Nightmare Ending“, bei welchem gesungen wird.
Der anfängliche Eindruck, ein Doppelalbum könne eventuell ein bisschen zu lang sein, wird relativ schnell widerlegt, denn ELUVIUM gibt sich facettenreich, verspielt und durch die Länge der Songs auch entspannt. Matthew Cooper hat ein bisschen von allen musikalischen Einflüssen genommen, die ihn und seine Werke bisher ausgemacht haben.
Wenn Leute Ambient-Musik als „Fahrstuhlmusik“ bezeichnen, was häufig nicht zutrifft und vor allem nicht immer sehr freundlich gemeint ist, dann findet die sehr schöne „Nightmare Ending“-Reise in einem gläsernen Aufzug rauf zu Wolke 7 oder aber runter in eine orange-schwarze Feuerglut statt.
Gerade tendiere ich zu Ersterem (nicht zuletzt durch Songtitel wie „Warm,“ „Rain Gently“ oder „Happiness“) aber wer weiß? Beim nächsten Anhören kann das schon wieder anders sein…
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01 Don’t Get Any Closer Start
02 Warm Start
03 By The Rails Start
04 Unknown Variation Start
05 Caroling Start
06 Sleeper Start
07 Envenom Mettle Start
08 Chime Start
09 Rain Gently Start
10 Impromptu (For The Procession) Start
11 Covered In Writing Start
12 Entendre Start
13 Strange Arrivals Start
14 Happiness
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