Daniel Romano – Modern Pressure

Lebensfreude und unbeschwerte Leichtigkeit in jeder Rille – Daniel Romano räumt den Trübsinn weg.
Wer zum Teufel ist denn dieser Daniel Romano? Bedient man die heute üblichen Quellen, grinst einem schnell ein schnauzbärtiger, in derbe Stilverbrechen gewandeter Cowboy entgegen und man erfährt, dass der Kanadier neben seiner Tätigkeit als Musiker auch bildender Künstler und renommierter Lederhandwerker ist. Hört man seine älteren Werke, muss man sich mit (sofern das der Rezensent beurteilen kann) astreiner Country Musik auseinandersetzen und das ist bekanntermaßen wirklich nicht jedermanns Sache… Heute fällt mir sein brandneues Album „Modern Pressure“ in die Hände und ich kann versichern, dass er seine Country-Vergangenheit irgendwo in der staubtrockenen Wüste verbuddelt und sein Pferd versetzt hat, was mit Sicherheit die bestmögliche Entscheidung war!
Wir bekommen hier ein derart herrliches, launisches Folkpopalbum serviert, das man unmöglich wieder rückstandsfrei aus dem Kopf bekommt. Das bunte, hippieske 60s-style Cover lässt schon eine gewisse Ungezwungenheit vermuten, die auch gleich mit „Ugly Human Heart Part I“ direkt, kurz und prägnant transportiert wird. Völligst wirre Drums und twangige Gitarrenpopsounds gehen Hand in Hand mit Romanos nasaler Stimme, die umgehend an einen jungen Robert Zimmerman erinnert.
Der Titelsong wartet mit Bläsern und Streichern auf und könnte auch problemlos aus den 70er Jahren stammen, pompös und beschwingt. „Roya“, ist ein wenig ruhiger, mit eigenartigen, aber sehr innovativen Tempowechseln, mit denen man schlichtweg nicht rechnen kann. Es ist, als bliebe einem kurz der Atem weg, ein sehr geiler Effekt! Am Ende ergießt sich alles in einem seltsamen Sitar-Gedengel. Klingt schräg, passt aber perfekt. Oberknaller und Dylan-New-Morning Reminiszenz ist „The Pride Of Queens“, mit seiner schönen Hammondorgel und dem eigentlich völlig unpassenden Ramones-Schrammelchorus („Gabba Gabba Hey“), der einen sehr positiv überfährt und zum Kopfnicken auffordert. Gelingt, so viel sei gesagt. Bei „When I learned your name“ kommen ganz leicht die Countrywurzeln wieder zum Tragen, aber keinesfalls so, dass es nervt. Es bleibt dabei wie selbstverständlich die gute Laune erhalten. „Sucking the Old World dry“, ist ein wenig undurchsichtig, aber findet sofort seinen Platz in „Modern Pressure“. „Ugly Human Heart Part II“ ist eigentlich genau das gleiche Stück wie „Part I“. Was das soll, wissen die Kanadischen Götter, aber es unterstreicht nochmals den schelmischen Charme, den Romano sicherlich mit voller Absicht mit auf sein Album gepresst hat. „Impossible Green“ klingt wie ein moderner Crosby, Stills and Nash Song, coole Amifolk-Ballade mit noch wesentlich coolerem Akustikkampfensolo. Verschroben und reduziert, mit ganz wunderbar gepickter Gitarre, toller Melodie und psychedelischen Passagen winkt die „Jennifer Castle“. Wir grinsen verschmitzt und winken zurück. Alles ist gut, irgendwie. „Dancing with the Lady in the moon“ ist nicht direkt besonders, inhaltlich wird hier sogar mal etwas Wehmut ausgedrückt. Wieder ganz anders, rhythmisch, nach Räucherstäbchen muffelnd, kommen die fuzzigen, mit Tabla unterstrichenen Klänge von „I tried to hold the world (in my mouth)“ in die Szenerie und zeigen wieder ganz neue, aber am Abwechslungsreichtum der vorigen Songs gemessen, völlig legitime Seiten des Albums. Am Ende steht „What’s to become oft he meaning of love“, ein schöner Schmachtfetzen mit herzerwärmenden LaLa-Chören. „Modern Pressure“ ist zu Ende, aber liegt ganz bestimmt nicht zum letzten Mal auf dem Teller.
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