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Vinyl Galore & Plattenspieler

Cult of Luna – Vertikal

Es ist mechanische Kälte. Ein futuristischer Dampfhammer der einen umhaut. Die Brutalität dieses Albums äussert sich jedoch nicht durch Blastbeats und pfeilschnelle Riffgewitter sondern vielmehr durch seine erbarmungslose kalte Präzision. Steril, unaufhaltsam, niederwalzend, ohne Kompromisse.

Auf kein Album habe ich mich bereits im Vorjahr so extrem gefreut, dementsprechend hoch war natürlich auch meine Erwartungshaltung. Wenn das Ding dann endlich vor einem liegt schleicht sich das erste Mal der Zweifel ein, was wohl wäre, wenn das Album die Erwartungen nicht erfüllen kann.

Vorweg: Von Cult of Luna zu reden und dabei nicht innerhalb kürzester Zeit in die wildesten Superlative abzudriften fällt mir zugegebenermaßen schwer, und wenn das Konzept des Albums dann auch noch lautet die Ästhetik des Filmes „Metropolis“ einfangen zu wollen, dann sind die eigenen Erwartungen wohl kaum noch zu erfüllen. Und so lausche ich den ersten Klängen von „Vertikal“ mit erwartungsvoller Zurückhaltung, die Spannung könnte größer kaum sein.

Knapp 70 Minuten später, das Album ist gerade das erste Mal an mir vorüber gegangen, sitze ich hier und mir wird klar, dass ein einziger Durchlauf für diese Platte nicht ausreichen wird. Gefühlte 15 Durchläufe später bin ich das erste Mal versucht ein paar Zeilen auf das virtuelle Papier zu bringen um das Album zu beschreiben.

Es ist mechanische Kälte. Ein futuristischer Dampfhammer der einen umhaut. Die Brutalität dieses Albums äussert sich jedoch nicht durch Blastbeats und pfeilschnelle Riffgewitter sondern vielmehr durch seine erbarmungslose kalte Präzision. Steril, unaufhaltsam, niederwalzend, ohne Kompromisse.

Wusste der Vorab-Song „I: The Weapon“ schon zu begeistern, hat die Band mit „Vicarious Redemption“ und „In Awe Of“ zwei Songs geschaffen, die durchaus als Anwärter für die besten jemals geschriebenen Songs von Cult of Luna durchgehen könnten. Das mindert den Rest des Albums keineswegs, aber ein paar Flatbeats in einen Cult of Luna-Song einzubauen („Vicarious Redemption“) ist so gewagt wie erfolgreich und in „In Awe Of“ ist ein epischer Monolith der doch einmal gegen Ende die wunderbar düstere, kalte Atmosphäre des gesamten Albums einfängt, Gänsehautmomente vor dem Herrn. Wo wir gerade bei Neuerungen sind: Zwar gab es in den früheren Werken der Band schon einmal durchaus Platz für Klargesangs-Passagen sind diese diesmal so klar wie nie zuvor („Mute Departure“, „Passing Through“). Wer jetzt Angst hat, Cult of Luna könnte dadurch zu weichgespült klingen ist ganz eindeutig auf dem Holzweg, vielmehr machen diese Passagen das Album noch unberechenbarer als es sowieso schon ist.

Für manche mögen Stücke wie „The Sweep“, „Disharmonia“ oder das einleitende „The One“ recht überflüssig klingen und zugegeben: Ja, als eigenständige Songs geben sie tatsächlich nicht viel her, aber meiner Meinung nach sind sie der Mörtel der die gewaltige Mauer die das Album darstellt zusammenhält, ähnlich wie „Österbotton“ und „The Lure“ auf Eternal Kingdom.

Ob die Geschichte über die Entstehung zum Vorgängeralbum „Eternal Kingdom“ (Psychopath und Mörder lebt in Traumwelt und führt darüber Tagebuch“) nun wahr ist oder nicht, das Konzept, die Atmosphäre eines „Metropolis“ einzufangen ist mehr als gelungen, das Album klingt nicht so organisch wie noch „Eternal Kingdom“. Letztendlich bin ich dann doch wieder fast nur in Superlative abgedriftet, aber ich bin der festen Überzeugung, dass viele Hörer meine Begeisterung teilen werden, so einen Paukenschlag direkt anfangen des Jahres rauszuhauen, wird es kommenden veröffentlichungen es ziemlich schwer machen.

Ich kann es zum Schluss nur noch einmal sagen: Das Album ist kein Easy-Listening, es ist ein mächtiger Brocken mechanischer Präzision, aber wer hat von Cult of Luna schon ein fröhliches Album erwartet?

01 – The one
02 – I: The Weapon
03 – Vicarious Redemption
04 – The Sweep
05 – Synchronicity
06 – Mute Departure
07 – Disharmonia
08 – In Awe Of
09 – Passing Through



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