Collapse Under The Empire – Fragments Of A Prayer
Quantität und Qualität
Vielleicht eins der (meinerseits zumindest) am meisten erwarteten Langspieler liegt nun hier im Player – Er hört auf den Namen ‚Fragments Of A Prayer‘, kommt aus Hamburg und stammt von Collapse Under The Empire. Schaut man sich die Releases von Collapse Under The Empire mal näher, an, könnte man das ganze wohl auch eher eins der jährlichen Releases nennen: 2008 debütierte man in der Szene mit der EP ‚Paintball‘, 2009 gab’s ‚Systembreakdown‘ als erstes Album, 2010 der Nachfolger ‚Find A Place To Be Safe‘, 2011 dann ‚Shoulders & Giants‘, zwischendrin verschiedene EPs und eine Split mit den russischen Postrockern Mooncake (die übrigens auch wärmstens zu empfehlen sind). 2012 folgt dann nun ‚Fragments Of A Prayer‘, veröffentlicht nun auf dem eigenen Label.
Einen hohen Output haben die Hamburger also schon mal – es stellt sich nur die Frage, ob die Qualität unter der Quantität leidet. Im Falle von ‚Fragments Of A Prayer‘ lässt sich das leicht beantworten: Nö.
Zugegeben, hier wird wiedereinmal nicht das Postrock-Rad neu erfunden, dafür aber alles gekonnt inszeniert und musikalisches Können unter Beweis gestellt: Alles klingt gewaltig und schön und klar, fast wie – Achtung, abgedroschene Metapher – ein klarer Wintermorgen. Die Elektroelemente, die besonders auf dem Erstling ‚Systembreakdown‘ dominiert haben, hat man nun (leider?) endgültig zurückgeschraubt, besonders das Schlagzeug ist (oder klingt zumindest) schön organisch und hat den Platz der Elektrobeats übernommen. Schön klingt das definitiv, auch wenn dadurch dem ganzen ein wenig das vorherige quasi-Alleinstellungsmerkmal des Collapse Under The Empire-Sounds genommen wird. Die Melodien stammen aber definitiv aus der gleichen Feder, der Gitarrensound erinnert immer noch wunderbar nostalgisch an ältere Stücke, Sythesizerpassagen sind auch genügend vorhanden, eine auffällige stilistische Signatur gibt es also definitiv noch.
Die Postrockszene dieser Couleur scheint sich ein wenig von Soundwänden und fetten Powerchord-Exzessen zu verabschieden und es lieber langsamer, wuchtiger und schleppender angehen zu lassen. Das merkt man auch ‚Fragments Of A Prayer‘ an, alles ist ein wenig langsamer, entspannter und durchsetzt mit ambientesken Passagen – aber keineswegs leiser, denn insgesamt bleibt alles auch gewohnt episch, beindruckend und dicht, sehr symphonisch.
Anspieltipp ist hier vor allem ‚Closer‘, das auf gerade mal viereinhalb Minuten einiges an Atmosphäre und Wucht mitbringt. Aber auch der Opener und Titelgeber ‚Fragments Of A Prayer‘ hat an postrockiger Melodiegeladenheit zu bieten. Dass es aber trotzdem noch fetter und ein wenig schneller geht, beweist kurz vor Ende des Albums ‚When The Day Fades Away‘, bevor der letzte Track, ‚The Great Silence‘, wieder in Soundtrackmanier als Abgesang dient.
Insgesamt bestechen alle zehn Stücke durch einen angenehm klaren Sound und natürlich songwriterische Klasse. Insgesamt ist das Album vielleicht ein wenig zu steril und es wird ein, zwei mal am Ende des Songs einfach ausgeblendet (wer macht denn sowas noch?), aber alles in allem ist ‚Fragments Of A Prayer‘ ein sehr schönes, entspanntes, aber auch eingängiges und wuchtiges Werk mit einigen guten Momenten.
Und, dem jährlichen Releaseplan folgend, ist für 2013 bereits das nächste Album von Collapse Under The Empire angekündigt. Es wird auf den Namen ‚Sacrifice & Isolation‘ hören und als Fortsetzung an das Konzept von ‚Shoulders & Giants‘ anschließen.
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