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Vinyl Galore & Plattenspieler

Carlos Cipa – The Monarch and the Viceroy

Mit Blick auf die gesamte Bandbreite aktueller Musik, die fast schon von Überproduziertheit und gigantischen Mengen an Samples lebt, ist ein Album, das ganz klassisch ausschließlich von einem Klavier getragen wird, paradoxerweise fast schon ein erfrischendes Novum.

So verhält es sich auch bei ‚The Monarch And The Viceroy‘ von Carlos Cipa, erschienen bei Denovali Records. Wer hier irgendwas anderes als Tasteninstrumente der fast klassischsten Sorte erwartet, wird überrascht sein. Der Münchner beschränkt sich hier ausschließlich auf Klaviertöne – auch wenn ‚beschränkt‘ hier vermutlich das falsche Wort ist. Trotz reduzierter Instrumentalisierung schafft er eine ausgedehnte Klanglandschaft, die abwechselnd von Melancholie und beschwingten, fröhlichen Momenten geprägt, eben dadurch mit Blick auf Melodie und Arrangements nicht einseitig und ‚beschränkt‘ ist.

Natürlich ist es mit der Einseitigkeit auch so eine Sache. Irgendwann ist das Potenzial eines Klaviers ausgeschöpft, besonders wenn es das einzige Instrument auf dem gesamten Album ist. So ist es natürlich – eben auch mit Blick auf den überproduzierten Klangteppich, der uns musikalisch normalerweise umgibt – kein Wunder, dass irgendwann auch bei ‚The Monarch And The Viceroy‘ ein wenig das Gefühl aufkommt, jetzt könne doch mal bitte ein bisschen mehr passieren als immer nur ein wenig Geklimper. Für sich genommen sind die Stücke nämlich allesamt hörenswert, aber die ausschließliche Verwendung des Klaviers ist quasi Gabe und Fluch des Albums – nach den ersten Paar der zwölf Titel treten doch erste Ermüdungserscheinungen beim Hörer auf, zumal die Stücke einander vom Duktus doch relativ ähnlich sind. Hier hätte sich ein wenig wie auch immer geartete Abwechslung bestimmt nicht schlecht ausgespielt. Die Frage bliebe dann, wie das geklappt hätte, ohne das Konzept vollständig über den Haufen zu werfen. Natürlich, mal ist hier was harmonisch, mal da was dissonant, mal bisschen schneller, mal bisschen langsamer, aber das war’s dann auch schon, eben weil’s nicht mehr zu tun gibt. Wie gesagt – Gabe und Fluch. Für Freunde schön ausgeführter Klavierklänge und generell Menschen, die gute Musik mögen und nicht auf digitales Postproductionblendwerk angewiesen sind, ist das aber sicher zu verschmerzen und auf jeden Fall anhörenswert.



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