Carlos Cipa – All Your Life You Walk
Als seine Einflüsse nennt der Münchner Pianist Carlos Cipa klassische Komponisten wie Debussy und Mozart, gleichzeitig allerdings auch zeitgenössische Bands wie Mogwai oder The National. Er hat sich auf keine Stilrichtung festgelegt, so scheint es – Hauptsache, es gibt umfangreiche Piano-Arrangements. Cipa selber scheint in diesen regelrecht aufzublühen, wie er auf „All Your Life You Walk“ eindrucksvoll beweist.
Zwar hatte die EP „Relive“ (enstanden in Zusammenarbeit mit Sophia Jani) durch ihre musikalischen Experimente den Eindruck erweckt, Cipa wolle sich von reinen Pianotracks loslösen; so ganz davon trennen kann er sich dann aber scheinbar doch nicht. Mit„And Gently Drops The Rain“, „For They Had Things To Say“ und „Needle In The Doll“ bringt er schon in der ersten Hälfte der Platte drei Stücke ohne weitere Instrumentierung.
Die wahren Highlights der Platte finden sich aber an anderer Stelle: Das fast zehnminütige „Hang On To Your Lights“ sorgt mit seiner wiederkehrenden, fast schon refrain-artigen Melodie für einen der in diesem Genre untypischen Ohrwürmer; „A Broken Light For Every Heart“ und „Step Out From Time“ erzeugen einzig durch ihre Instrumentierungen und deren Effekte für großartige Atmosphäre.
Abgerundet wird das Album von sechs Fragmenten, die die einzelnen Songs ein- bzw. ausklingen lassen und ineinander überleiten. Gerade an diesen Zwischenspielen wird deutlich, wie sehr es Carlos Cipa darauf angelegt hat, ein Konzeptalbum zu schreiben – alle Songs funktionieren zwar auch alleinstehend, werden aber erst durch „Fragment #1“ bis „Fragment #6“ wirklich komplettiert.
Im Endeffekt bleibt es allerdings uninteressant, ob „All Your Life You Walk“ explizit ein Konzeptalbum ist oder nicht. Fakt ist, dass jeder einzelne Song auf seine eigene Art berührend und mitreißend, oder um es einfach zu sagen, schlicht und ergreifend gut ist.
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