Bängks – Mirror

Wer in Nordrhein-Westfalen Mitte der 00-Jahre öfters Konzerte besucht hat, wunderte sich vielleicht über das erhöhte Aufkommen diverser „Solingen – Rock City No.1“-Aufkleber auf vielen Auto-Rückseiten.
Solingen, ist das nicht die Stadt, welche lediglich Messerklingen, Brandanschläge und Veronica Ferres zu bieten hat? Nicht ganz, denn seit Mitte der 80er-Jahre schlägt sich dort eine kleine, feine und vor allem fleißige Musik-Szene mühsam durch. Neben Szene-Größen aus dem Punk (Jet-Bumpers, The Dirtshakes), Metal (Accept) und Grind (Forced to Decay) haben sich vor allem Lockjaw, Tupamaros und Nixion Golden im Post-Hardcore einen Namen gemacht.
Aus den Mitglieder der drei letztgenannten Bands gründeten sich 2010 Bängks und bespielten bereits fleissig den Westen Deutschlands, wobei bereits 2013 eine selbstbetitelte DIY-Platte entstanden ist. Am 13. Januar 2017 erscheint schließlich ihre neue EP „Mirrors“ beim Label „lala Schallplatten“ und hat neben vier eigenen Werken Remixe dreier Gäste zu bieten.
Bängks spielen Indie-Rock, der nicht vor dezenten Schnörkeln zurückschreckt, dabei aber nie zu aufdringlich wird. Hier wird geschickt zwischen träumerischen Glockenspiel-Passagen wie im Opener „Hands Down“ oder wavig sphärischen Gitarrensounds im Abschluss-Song „Passing Lines“ gewechselt. Es macht Spaß die Details zu entdecken, welche durch den mehrstimmigen Gesang, digitalen Effekten oder dem Zusammenspiel der Gitarren mit dem Piano entstehen. Gerade im Songwriting zeigt sich die jahrelange Erfahrung der Bandmitglieder, welche schon lange Jahre in verschiedenen Kapellen unterwegs sind. Jeder Break, jedes Laut-/Leise-Schema ist an seinem richtigen Platz, nichts wirkt falsch getimed. Kein Song unterschreitet die Vier-Minuten-Marke, denn Bängks nehmen sich gerne Zeit für ein packendes Crescendo, ohne in Belanglosigkeiten zu verfallen.
Zusätzlich zu den vier Bängks-Songs steuerten die Künstler Loopcut und Nicolas Stefan Remixe des Tracks „Passing Lines“ bei, welche ebenfalls durchaus hörenswert ist. Von Aeres wurde der Song „Down the Sea“ mal so richtig auf links gedreht.
Fazit: Nach diesem Album ist die Vorfreude auf ein hoffentlich bald erscheinendes Album groß, auf welches wir aber ungern wieder 4 Jahre warten würden. Wer auf den frühen Sound von ruhigeren Maximo Park, Blackmail oder Kaizers Orchestra steht und keinen digitalen Klänge scheut, kann hier bedenkenlos zugreifen. Bängks schaffen mühelos den Königsweg zwischen eingängigen und anspruchsvollem Songwriting, so dass hier für viele was dabei sein sollte.
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