Augustines – This Is Your Life
Gerade mal vier Jahre ist es her, dass die Augustines ihr Debüt „Rise Ye Sunken Ships“ präsentierten – damals hießen sie noch „We Are Augustines“. Musikalisch knüpfen sie mit ihrem aktuellen Album „This Is Your Life“ zwar dort an: hymnischer Rock mit einem Schuss Alternative. Doch die Grundmessage der Scheibe kann auch auf die Tracks selbst angewendet werden: Wo stehen wir und wo geht die Reise hin?
Mit ein wenig mehr Experimentierfreude gehen die New Yorker Augustines an dieses Werk heran, klammern sich aber noch an das musikalische Fundament der Stadionhymne. So fragt man sich nach den ersten paar Songs wie „The Forgotten Way Revised“ und „May You Keep Well“ wo die Reise eigentlich hin geht. Erst mit „No Need To Explain“ findet man den ersten Track, der die unbändige Gewalt, die die Augustines sonst in ihren Songs dem Hörer entgegen schmettern, wieder. Das halten sie dann bis zum Ende durch und auch bei „This Is Your Life“ hat man wieder das Gefühl, Billy und seine Gefährten sind wieder auf dem richtigen Weg.
Inhaltlich beschäftigt sich Sänger Mc Carthy bei diesem Werk mit existenziellen Themen wie Flucht, Einsamkeit und Suche. Dass es dabei – wie auch im Vorgängerwerk – hoch emotional hergeht, war zu erwarten, passt aber auch hervorragend ins Konzept. Um die Geschichte von den Augustines zu erzählen, muss man sich ein wenig Zeit nehmen und das Leben des Frontmannes Mc Carthy betrachten: Schon in seiner Kindheit muss er mit harten Schicksalsschlägen kämpfen. Seine schizophrene Mutter ist nicht in der Lage die Erziehung für ihn zu übernehmen, weshalb er in verschiedenen Heimen aufwächst. Als er 19 Jahre alt ist, stirbt seine Mutter an einer Überdosis. Sein Bruder leidet ebenfalls an Schizophrenie, was wiederum in diversen Straftaten mündet. Als er deswegen in Kalifornien in Einzelhaft gesteckt wird, kommt er damit nicht klar und begeht Selbstmord. Billy Mc Carthy ist in dieser Zeit mit der Band Pela unterwegs und ist hoch verschuldet. Nach einem andauernden Streit mit dem Label und den schweren äußerlichen Einflüssen, löst sich die Band auf. Dann erst gründet er mit Pela-Bandkollegen Eric Sanderson We Are Augustines und wirbelt mit dem Erstling „Rise Ye Sunken Ships“ ordentlich in der Indie-Szene rum. Wenig später stößt Drummer Rob Allen zu der Band, das zweite, selbstbestitelte Werk wird veröffentlicht.
Auch auf der neuen Platte drängt es den Hörer geradezu den Augustines zu folgen, wenn sie fragen „Are We Alive?“ und das Leben zu bejahen. Egal, wie beschissen es dir auf diesem Planeten ergangen ist, es gibt immer etwas Gutes abzugewinnen. Mit den drückenden Grooves, energiegeladenen Gitarrenriffs und flatternden Keyboardlines vertreiben Mc Carthy und seine Bandkollegen alle schlechten Gedanken und treiben jeden Trübsal mit ihrem straighten Rock davon – allerdings erst im letzten Teil der Platte. Anfangs müssen sich die New Yorker scheinbar erst wieder ein wenig eingrooven. Spannend bleibt, wie sie die Experimente, die durch zu viel elektronischer Spielerei und 80er Sound ein wenig daneben geraten sind, live rüberbringen, da sie ja für ihre mitreißenden Konzerte bekannt sind. Möglichkeiten das zu beurteilen, werden wir diesen Herbst jedenfalls genug erhalten!
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