BERICHT: Interpol im Palladium Köln, 25.01.2015
Es gibt ein Leben und einen Tod. Dazwischen liegen Schönheit und Melancholie.
Im Sommer, abends weit nach Sonnenuntergang wenn die Luft wieder kühl wird, treffe ich ein Mädchen unten an der Esplanade am Meer.
Den ganzen Tag harre ich betäubt diesem Moment entgegen. Ich mag nicht sprechen, nicht essen, nicht fühlen. Nichts sonst ist von Bedeutung.
Ich weiß nicht was es ist, an ihr, das mich öffnet und wieder verschließt. Sie ist nicht sonderlich schön, nicht sonderlich gesprächig oder interessant. Und doch berührt sie etwas, tief in meinem Inneren, in meinem Kern. Niemand, nicht einmal der Regen, hat solch kleine Hände.
Interpol spielen im Kölner Palladium. Sie haben sich aufgerafft. Carlos fehlt. Daniel tanzt allein um eine Mitte in der betäubt Paul steht. Sie spielen überwiegend Songs aus alten, besseren Zeiten:
Say hello to the angels, Anywhere, My blue supreme, Evil, Leif Eriksson, My desire, The new, Everything is wrong, NYC, Breaker 1, Rest my chemistry, Slow hands, Not even jail, PDA, All the rage back home, Lights, Stella was a diver and she was always down
Sobald es dunkel wird erwache ich aus der Starre des Tages, hole die Packung Zigaretten aus dem Versteck hinter der losen Kachel in der Küche und ziehe los. Mit jedem weiteren Schritt ergreift mich diese stille Euphorie, dieses Zittern, dieses Beben. An diesem Abend warte ich vergebens. Sie wird nicht kommen.
Enthält Samples von Albert Camus, Rainer Maria Rilke, Paul Banks und E.E. Cummings
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