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Vinyl Galore & Plattenspieler

BERICHT: Gravenhurst & Culkin @ Grammatikoff First Anniversary | 03.11.2012 Grammatikoff Duisburg

Einjährigen soll man nun wirklich nicht zu viel zumuten. Sie sind zerbrechlich, brauchen viel Schlaf und wenn sie vom Tisch fallen, ist das zumeist weniger gut. Vor allem aber brauchen sie Ruhe (weil sonst sind sie im Schlaf gestört, fallen vom Tisch und zerbrechen).

Es ist also fast schon ein Wunder, dass das Duisburger Geburtstagskind Grammatikoff dieses Wochenendes die Ruhe Ruhe sein ließ und mit ordentlich Lautstärke und viel Aufwand zur Zelebration ebendieses Wiegenfestes lud.

Naja, gut, eigentlich kein Wunder, sondern eine standesgemäße Feier für das in kurzer Zeit zur Institution gewordene Grammatikoff. Die Organisatoren hatten wenig Mühen gescheut, es – um diese Floskel auch direkt aus dem Weg zu schaffen – ordentlich krachen zu lassen. Neben den alles andere als unbekannten Krefeldern von Dear Wolf (die übrigens ihre Heimatstadt mit dem Autor ebendieses Textes teilen und die ich definitiv über den scheinbar bekanntesten Krefelder Export, Andrea Berg, stellen möchte) fanden auch Culkin aus Stockholm und die Briten von Gravenhurst ihren Weg in eine der schönsten Ecken Duisburgs – übrigens erneut ein angenehmer Laden mit toller Atmosphäre und einer Empore. Ich bin Fan von Emporen.

Schön war nicht nur die Ecke, sondern auch die Musik, die von ebendiesen Bands gespielt wurde. Culkin machten erstmal ordentlich laut und servierten indieeske Musik ohne Gepose oder sonstige Allüren. Dafür aber auch mit etwas zu leisen Vocals. Entweder das soll so, oder man hätte bisschen an den Reglern drehen können. Sonst gibt es aber auch nicht viel auszusetzen, musikalisch war da alles in Butter und hat Spaß gemacht.

Gravenhurst dagegen veranstalteten dann eher erstmal sowas wie ein Kontrastprogramm. Nicht, dass es keinen Spaß gemacht hätte, laut war es da zwar gewissermaßen auch, aber auch langsam, dicht und vor allem schön. Nick Talbot entlockte seinen Gitarren, unterstützt von zwei reizenden Damen an Schlagzeug und Bass oder Keyboard, angenehme Melodien, die, verbunden mit seiner Stimme, einen atmosphärischen, wahrhaft exquisiten Klangteppich woben, der dann schließlich zum Ende hin in einem Finale aus schönstem Feedback-Lärm-Chaos eingerissen wurde. Gravenhurst bewiesen hier auf die sanftmöglichste Weise, dass sich das Reinhören in eins ihrer fünf Alben definitiv lohnt.

Der Rest des Abends kurz und knapp: Zu Dear Wolf kann ich leider nix sagen, dafür aber zur Deutschen Bahn. Jungs, sorgt mal für eine vernünftige Anbindung der ganzen Niederrheinmetropolen (und damit meine ich auch Krefeld) auch nach 0 Uhr, damit ich nicht immer so früh von Konzerten abhauen und die letzte Band verpassen muss. (Hier spricht die weltfremde Dekadenz des Musikkritikers aus mir)

Wie es sich für einen ordentlichen Kindergeburtstag gehört, blieb es aber nicht nur bei netter Musik, auch für sonstige Unterhaltung der zahlreich angereisten Partygäste war zwischenzeitlich gesorgt, nicht zuletzt durch nette Dinge wie Songbingo. Leider aber (zumindest für die Zeit meiner Anwesenheit) ohne das bei Kindergeburtstagen sonst so obligatorische Schokokuss-essen-ohne-die-Hände-zu-benutzen. Aber gut, dabei wär vermutlich einer der Gäste vom Tisch gefallen und zerbrochen.



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