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BERICHT: Celeste & Red Apollo, 17.04.2015 Waldmeister Solingen

BERICHT: Celeste & Red Apollo, 17.04.2015 Waldmeister Solingen

Endlich stehen die Sterne einmal wieder gut: Zwei gute Bands finden sich im Waldmeister ein und man hat sogar trotz allen Verpflichtungen Zeit, sich dieses Konzert mal anzugucken. In diesem Falle sind die beiden guten Bands die Dortmunder von Red Apollo sowie Celeste aus Lyon. Beide machen irgendwas zwischen Sludge, (Post-)Metal und (Post-)Hardcore. Kurz gesagt: Leise wird es nicht. 20:30 Uhr, knapp eine Stunde nach Einlass geht es los. Das Waldmeister ist trotz des guten Wetters zu dem Zeitpunkt bereits gut gefüllt.

Red Apollo – mal wieder – machen ihr Ding gut. Die Stücke aus Marche Funebre und Altruist schaffen eine düstere Atmosphäre – eine perfekte Einstimmung für den Sludge-Postmetal-irgendwas von Celeste. Die Auftritte der Dortmunder nutzen sich nach wie vor nicht ab – obwohl ich die Herren in der letzten Zeit wahrlich oft auf der Bühne gesehen hab, ohne mich auch noch im geringsten dafür angestrengt zu haben.

Nach einer kurzen Pause betreten nun Celeste die Bühne – inzwischen hat sich das Waldmeister noch weiter gefüllt. Die Lyoner scheinen gut zu ziehen. Irgendwann wird es dunkel.

Wenn Colin H. van Eeckhout von Amenra das imposanteste, teuerste und gleichzeitig unaufwändigste Backpiece der Tattoogeschichte mit sich herumträgt, haben Celeste das unaufwändigste, kosteneffizienteste und gleichzeitig imposanteste Bühnenprogramm: Zwei knappe Ansagen über das gesamte Set, sonst nur Nebel, vier rote Stirnlampen, Stroboskop, letzteres mal an, mal aus – mehr gibts da nich zu sehen, fertig. Dass sich Celeste bei der Konzeption ihres Bühnenprogramms in Unkosten gestürzt haben, kann man nun wirklich nicht behaupten.
Wie dem auch sei: Alles andere wäre jedoch auch unnötig bei der Klanggewalt, die die Franzosen auf der Bühne entfesseln. Eine Beschreibung wäre müßig, man kann nur empfehlen: Schauts euch live selbst an. Ein paar ruhige Verschnaufpausen gönnen die vier roten Lichtpunkte auf der Bühne den Zuschauern, doch die meiste Zeit folgt Ausbruch auf Ausbruch. Ganz großartig.

Im Vergleich zu einem anderen Konzert von Celeste im hübschen Grammatikoff vor ein paar Monaten kann dieser Auftritt jedoch noch ein wenig mehr punkten: der volle Raum des Waldmeisters mit seiner Scheunenoptik gibt der ganzen Bühnenshow das gewisse etwas, das im spärlich gefüllten, sehr hübschen, aber eben auch glattpolierten Grammatikoff vermisst werden konnte.

Leider – wie so oft – scheinen es einige Zuschauer für nötig zu halten, sich durch permanentes Handyfotografieren und whatsappen lächerlich machen zu müssen. Klar, Erinnerungsfotos sind cool, hat niemand was gegen. Aber trotzdem ein paar Anmerkungen:

1) Ein zwei Fotos reichen. Eure Handyfotos werden nicht weniger verschwommen, wenn ihr mehr davon macht.

2) Der Nebel: gut für die Show, schlecht für eure Fotos. Und eure Fotos sind wiederum schlecht für die Show. Auf dem fertigen Foto erkennt man noch weniger als ohnehin nix. Nerviger Nebeneffekt: Das vom Nebel gestreute Displaylicht erhellt euren ganzen Umkreis – und das nervt die Umstehenden mitunter ein wenig. Man sieht nix, dafür leuchtet der ganze Raum.

3) Heller wirds nicht. Eure eigenen Augen sehen schon nicht viel, da wird euer euren Augen immens unterlegenes Handy noch viel weniger sehen. Was wollt ihr da überhaupt fotografieren? Vier dunkelrote Lichtpunkte? Oder lieber das flackernde weiss des Stroboskoplichts?

4) Wozu der Handyblitz? Anstatt das geschehen auf der Bühne adäquat abzulichten habt ihr nun die üblichen vier im Nebel ersaufenden roten Lichtpunkte, diesmal gleiczheitig aber noch den fettigen Scheitel eures Vordermannes im unschmeichelhaftesten LED-Licht im Bild.

5) Wenn eure Freunde eure whatsapp-Nachrichten nich mal für 40 Minuten entbehren können, ohne rumzujammern, sagt denen: Fick dich, ich war bei Celeste.

Wie dem auch sei: Das gesamte Publikum ist begeistert, wartet auf eine Zugabe, doch natürlich sind Celeste keine zugabenspielende Band. Um knapp 22:40 endet der Abend nach zwei grossartigen Auftritten – eine perfekte Uhrzeit, um unter sich unter der Woche am nächsten Tag nicht vollkommen lebensunfähig zu fühlen. Wir sehen uns dann am 25. zu Phantom Winter und Yanos, Waldmeister.




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