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Sonntagskolumne: Sonnenbrand mit Sam Cooke

Sam Cooke

„Weil ja trotzdem Hass lodert und Wut und die Polizei jetzt dicke Maschinengewehre hat (man weiss ja nie) und weil der Bügelhemden-Schanzenbewohner eben schon länger mehr (neo-)liberal als links ist, sich um Touareg oder Cayenne (beides keine Kindernamen) sorgt und eben doch irgendwas arg faul ist zwischen unten und oben.“

Mist, das alles: Die Schanze brennt, eher: fackelte hier und dort, überall Presse und Polizei und sogar ein paar redlich politisierte Menschen, vor allem aber halt Gewalt oder Reaktion oder Aktion oder wie auch immer. Da wurden also auch Supermärkte gestürmt, mal antikonsumistisch verwüstet, mal von subjektiv notwendigen Konsumgütern befreit. Schwierig alles: Weil ja trotzdem Hass lodert und Wut und die Polizei jetzt irgendwie auch dicke Maschinengewehre hat (man weiss ja nie) und weil der Bügelhemden-Schanzenbewohner eben schon länger mehr (neo-)liberal als links ist und sich um Touareg oder Cayenne (beides keine Kindernamen) sorgt und eben doch irgendwas arg faul ist zwischen unten und oben. Immer wieder Schorsch Kamerun, der so ein wenig wie der W. Kretschmann der Antifa wirkt und mit dem man als Feuilleton wohl ganz gut die eigene Facettenreichheit unterstreichen kann, immer wieder die Zitronen, die dann vor tausend Journalisten den Sneaker-Hit machen und bunt sind und niedlich, wie die Schanze halt.

Klar kacke und hier im Thüringer Tal auch nicht sinnvoll zu vermitteln, warum der schwarze Block eben notwendig und gut ist und den Linken in den Städten die Freiräume erkämpft hat und sowas, aber irgendwo bleibt in Bild und Focus eben nur Chaos und Unruhe, beides jetzt nicht so die Hauptthemen des deutschen Michels. In Kinderlaute zu verfallen ist meist Hinweis auf primitive Abwehr, aber: „wäääh“, mir stinkt der sozialdemokratische Bioladenkonsens eben doch, dieses bessere Leben durch bessere Naturwaren, als ob da irgendwer von profitiert als bloß das Großstadtego. Auf der anderen Seite tausend Mal tiefer Hass auf Minderheiten, ekelhafte Chauvischeisse und Gewaltfantasie, klar: Der rechte Feind stinkt nach Scheisse, die Antifa nach Autoreifenqualm.

Der Autor dieser Zeilen spielt übrigens mit dem Gedanken, sich für ein paar Monate dem Schaustellergewerbe anzuschliessen, um noch tiefer in die Seele der Terminlustigkeit zu schauen. Es kann also sein, das diese Kolumne bald aus noch graueren Gefilden kommt, bloß in Technicolor beleuchtet, Gewinne, Gewinne, Gewinne: Jedes Los ein Treffer.



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