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Vinyl Galore & Plattenspieler

Interview mit Hans van der Velden zum zweiten Harmonics And Nonadaptive Sounds Festival

H.A.N.S.

Die Konzertreihe Harmonics And Nonadaptive Sounds steht für intime Konzerte aus dem Bereich Ambient, Drone und Noise. Am Samstag, den 31.03.2018 findet in der Zeit von 13:30 bis 23:30 Uhr in der Herberg de Pol in Diepenheim (NL) das zweite Harmonics And Nonadaptive Sounds Festival statt. Wir sprachen mit dem Organisator Hans van der Velden.


Kannst du uns etwas zu deiner Person sagen? Wer steckt hinter „Harmonics And Nonadaptive Sounds“ und was hat dich zu diesen Veranstaltungen motiviert?

Mein Name ist Hans van der Velden, ich bin 52 Jahre alt und wohne mit meiner Frau Mieke und 2 Kinder, Robin und Jamie in Goor. Ich liebe Musik und solange ich mich erinnern kann bin ich mit Musik beschäftigt gewesen. Angefangen hat es in den 70er Jahren mit Queen und Kiss. Von daraus ging es weiter von Hardrock und Heavy Metal zu Punk und New Wave. Noch immer mag ich fast alle Musik von damals, höre mir gerne neue Musik an und kaufe dabei noch immer zu viel CDs, LPs und Kassetten.

Die Idee, Musiker in unser Wohnzimmer einzuladen, rührt aus einem Gespräch mit Dirk Serries. Dirks Projekt vidnaObmana gefiel mir so gut, dass ich allen seinen Projekten folgen wollte. Damals war es fast unmöglich, alle Platten und CDs von Dirk zu kaufen, aber versuchen kann man es. Ich traf Dirk Serries nach einer seinen Performances und fragte ihn, ob er Lust hätte, mal im Wohnzimmer vorbei zu kommen! Und zu meiner großen Überraschung sagte er JA! Das war im April 2010. Und ehrlich, wie cool ist es, einen deinen Lieblingsmusiker im Wohnzimmer begrüßen zu können! So hat es mit Dirk Serries „Microphonics“ angefangen! Der Name Harmonics And Nonadaptive Sounds stammt von meinem Freund André. Er hat speziell für mich eine CD mit Dark Ambient gemacht, From the Fields of Harmonics And Nonadaptive Sounds. Heute gibt es noch immer sein Dark-Ambient-Projekt From The Fields (jetzt ein Duo), das auch auf dem zweiten H.A.N.S. Festival spielen wird.

Dirk Serries

Dirk Serries im Wohnzimmer

Dirk Serries im Wohnzimmer

Vor dem ersten Festival gab es bereits schon eine Reihe von Wohnzimmerkonzerten im wahrsten Sinne des Wortes. Wie kamst du auf diese Idee und wie genau können sich unsere Leser diese vorstellen?

Nach dem ersten Wohnzimmerkonzert wusste ich, dass ich das öfter machen wollte. Die Frage, wer, war sehr einfach zu beantworten. Hellmut Neidhardt (N) war der zweite in der Reihe von Konzerten. Und dann wurden aus einem Konzert pro Jahr zwei, dann drei, vier und fünf. In Goor gibt es auf dem Gebiet der experimentellen Musik nicht viel zu tun. Warum lädst du deine Lieblingsmusiker dann nicht ein? Und so entstand die Reihe der Wohnzimmerkonzerte im Goor. In der kleinen Welt der Musiker wird natürlich viel miteinander geredet und auch H.A.N.S. und Goor wurden mehr als einmal besprochen als Ort, an den es sich zu kommen lohnt. In der Zwischenzeit war es auch leichter geworden, Künstler zu bitten, nach Goor zu kommen. Mundpropaganda funktionierte gut und es dauerte nicht lange, bis Künstler uns fragten, ob sie in Goor spielen könnten. Wohnzimmer-Konzerte haben Freundschaften geschaffen und unser Netzwerk langsam aber stetig erweitert. Inzwischen haben wir Musiker aus der ganzen Welt in unserem Wohnzimmer empfangen dürfen: England, Deutschland, Belgien, Italien, Canada, Japan, China, Finnland, Frankreich und die Niederlande. Plötzlich war Goor ein Ort auf der Landkarte experimenteller Musik.

AUN im Wohnzimmer

AUN im Wohnzimmer

Was bewog dich, den Schritt zu einem eintägigen Festival zu gehen?

Das war sehr einfach. Es war mein fünfzigster Geburtstag in Kombination mit dem 5-jährigen Jubiläum der Wohnzimmerkonzerte. Ich kannte schon so viele Musiker und es schien mir sehr cool, ein Festival zu organisieren. Denn im Bereich der experimentellen Musik passiert nichts in Goor.

H.A.N.S.-Festival Flyer 2016

H.A.N.S.-Festival Flyer 2016

Der Unterschied hinsichtlich Vorbereitung und Aufwand war ja sicher beträchtlich. Kannst du uns etwas zur Organisation sagen? Hattest du personelle und finanzielle Unterstützung? Welchen Schwierigkeiten bist du begegnet?

Ich habe schnell gemerkt, dass ein Festival zu organisieren sich wesentlich von einem Wohnzimmerkonzert unterscheidet. Zuerst musste ich einen geeigneten Veranstaltungsort finden. Nach mehreren Gesprächen mit dem Direktor von De Reggehof wurde ein Termin für das erste H.A.N.S.-Festival festgelegt. Es folgte eine sehr arbeitsreiche Zeit für mich. Ich verbrachte viele Abende hinter dem Laptop, aber ich war entschlossen, es zu einem schönen Festival zu machen. Das Lineup existierte bereits in meinem Kopf. Zum Glück waren alle Künstler an diesem Tag verfügbar. Glücklicherweise hatte ich Freunde, die sich freiwillig meldeten, um am Festival teilzunehmen. Meine Frau und Kinder haben an diesem Tag hinter den Kulissen geholfen. Wir haben das erste H.A.N.S.-Festival selbst finanziert. Nach dem Festival haben wir viele positive und herzerwärmende Reaktionen erhalten. Wir erhielten auch nur Komplimente von den Künstlern, die an diesem Tag anwesend waren. Kurz gesagt, es hat sich gelohnt, so etwas in Goor zu organisieren.

Aidan Baker im Wohnzimmer

Aidan Baker im Wohnzimmer

Und nun steht nach zwei Jahren eine zweite Ausgabe an. Was bewog dich dazu und inwiefern wird sich diese von der ersten unterscheiden?

Aufgrund der hohen Kosten schien ein zweites H.A.N.S.-Festival keine Option zu sein. Ein zweites Festival wäre nur möglich, wenn ich Sponsoren finden könnte. Ich habe nicht aktiv danach gesucht. Die Wohnzimmerkonzerte gingen weiter und die Idee, ein zweites Festival zu organisieren, verwandelte sich langsam in einen Traum. Aber Ende Dezember 2016 erhielt ich eine E-Mail, in der ich gefragt wurde, ob ich Interesse hätte, eine zweite Ausgabe zu organisieren. Diesmal mit einem höheren Anteil Kunst und kommerzieller Musik. Ich habe nichts gegen kommerzielle Musik, aber natürlich hatte ich meine Bedenken. Aber der Zweck heiligt alle Mittel. Ich wollte mit der Herberg De Pol in Diepenheim sprechen, um zu sehen, was ihre Absichten waren, ohne zu viele Zugeständnisse zu machen und damit unserem Publikum treu zu bleiben. Dieses Mal brauchten wir für das Festival nicht selbst zu bezahlen. Allmählich begann ich Vertrauen in die Organisation des zweiten Festivals zu gewinnen. Dies könnte eine einmalige Gelegenheit sein. August 2017 kamen wir aus dem Urlaub zurück und das Festival wurde plötzlich im Programmheft von Herberg De Pol erwähnt. Es gab keinen Weg zurück. Es folgten mehrere Gespräche und bald wurde klar, dass ich weitgehend meinen eigenen musikalischen Vorlieben folgen konnte.

GUIGUISUISUI im Wohnzimmer

GUIGUISUISUI im Wohnzimmer

Kannst du uns etwas zur Lokation sagen?

Diepenheim ist eine Stadt in der Gemeinde Hof van Twente in der niederländischen Provinz Overijssel, am Fluss de Regge. Es ist ein Zentrum für bildende Kunst und auch für Schlösser, Landschaftsgärten und Parks bekannt. Diepenheim ist etwa 6 Kilometer von Goor entfernt. Im Jahr 1901 gab es ein Gasthaus in Diepenheim, Herberg de Pol. In den sechziger Jahren nutzte Hofhuis das Gebäude als Lager für Viehfutter und andere Lieferungen für landwirtschaftliche Unternehmer. Im Jahr 2008 hat man das alte, jetzt leerstehende Gebäude wiederentdeckt. Heutzutage gibt es ein erneuertes Herberg de Pol, als Zentrum des kulturellen Diepenheims und der unmittelbaren Umgebung.

Welche Künstler werden auftreten?

Musik:

  • Stereocilia
  • N (Hellmut Neidhardt)
  • The Star Pillow
  • thisquietarmy
  • Ben Bertrand
  • Dead Neanderthals
  • Void*
  • Nadja
  • Scapetransformer
  • Stratosphere
  • From the Fields
  • Les Horribles Travailleurs
  • George Mensink

Kunst:

  • Reinhold Bogaard (Film- und Dia-Künstler)
  • Jan Kees Helms (Musiker und Künstler)
  • Patricia van de Camp (Fotografie)
  • Marcel Herms (Maler)

Der folgende Trailer gibt einen guten Überblick davon, was man erwarten kann und die Tickets gibt es hier!

N + [bolt] @ De Reggehof 27-02-2016

N + [bolt] @ De Reggehof 27-02-2016

Wie sind die Kontakte zu den Künstlern zustande gekommen?

Ich kenne eine Reihe von Künstlern persönlich und sie sind Goor nicht fremd. Es gibt auch Künstler, mit denen ich nach einem Konzert spreche. Manchmal höre ich Musik und ich frage mich, wie es wäre, diesen Künstler in unserem Wohnzimmer zu haben. Unser Wohnzimmer wird auch unter Künstlern diskutiert, wenn es um einen Platz zum Spielen, Essen und Schlafen geht. H.A.N.S. hat Bekanntheit erlangt, weil es immer um gegenseitigen Respekt und Liebe zur Musik geht. Und solange die Leute bereit sind, nach Goor zu reisen, werden wir weiterhin diese Wohnzimmerkonzerte organisieren. Hoffentlich wird das Festival ein großer Erfolg und ich bekomme die Chance, es zu einem jährlichen Festival zu machen.

B/RST @ De Reggehof 27-02-2016

B/RST @ De Reggehof 27-02-2016

Tim Holehouse im Garten

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