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Vinyl Galore & Plattenspieler

Interview mit Koji

Der amerikanische Singer/Songwriter Koji ist mit seinem Debütalbum „Crooked In My Mind“ zum ersten Mal gemeinsam mit Slingshot Dakota und Into It. Over It. in Europa unterwegs. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

PiN: Aufgrund von Problemen mit eurem Tourbus wurden eure Shows in Berlin und München abgesagt. Was war da los?

Koji: Der Dieselfilter hat den Geist aufgegeben. Das passiert anscheinend öfter, nach drei Wochen auf Tour eben auch bei unserem Bus. Und zwar ungefähr zwanzig Minuten nachdem uns die deutsche Polizei nach Drogen durchsucht hatte. Als wir dann abgeschleppt wurden, dachte ich, wir werden alle sterben. Das war der verrückteste Fahrer, den ich je erlebt habe. Wir verbrachten dann zwei Tage in Esslingen, bis der Bus wieder repariert war. Dort hat kein Mensch Englisch gesprochen, aber alle waren total nett zu uns.

PiN: Das ist deine erste Europatour. Was ist dein erster Eindruck von den Menschen und Ländern hier?

Koji: Into It. Over It. waren schon mal in Europa. Sie kennen die Eigenarten und helfen mir, denn ich bin verdutzt und aufgeregt zugleich. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass man für öffentliche Toiletten bezahlen muss. Das Tolle am Touren ist ja genau das Reisen. Du triffst all die Menschen, die ihre Geschichten erzählen und die Musik genauso brauchen und lieben. Schade ist nur, dass wir oft nicht viel Zeit an einem Ort haben.

PiN: Die Menschen, die Musik genauso brauchen und lieben wie du, kommen die zu deinen Shows, weil du Gedanken und Gefühle transportierst, die sie selbst nicht ausdrücken können?

Koji: Das ist sicher ein Grund. Mir werden oft sehr oberflächliche Fragen gestellt. „Wie viele Klicks haben deine Videos auf YouTube?“, oder „Wie viele Platten hast du verkauft?“ Das ist überhaupt nicht wichtig für mich. Auf Konzerten fühle ich die Verbindung zum Publikum und sehe die Reaktionen der Menschen. Die Besucherinnen und Besucher meiner Shows schauen unter die Oberfläche. Manchmal reichen Worte nicht, also singen wir. Und wir singen gemeinsam.

PiN: Im Frühling 2013 hast du dein Debüt „Crooked In My Mind“ herausgebracht. Wie waren die Reaktionen darauf?

Koji: Ich war mit „Crooked In My Mind“ schon in den Staaten auf Tour. Das Feedback war Verständnis. Die Menschen finden sich in den Songs wieder.

PiN: Du hast einmal gesagt, du möchtest etwas verändern mit deiner Musik. Was genau meinst du damit?

Koji: Ich will Möglichkeiten schaffen. Zum Beispiel die Möglichkeit, über etwas nachzudenken, das gerade in deinem Leben oder auf der Welt passiert. Ich will neue Perspektiven bieten. Meine Musik wird von den Menschen geprägt, die ich treffe, den Orten, die ich besuche und natürlich auch von den Bands, die ich höre. Alle diese Erfahrungen verändern mich ständig. Musik ist eine Einladung, einmal ganz im Hier und Jetzt zu sein und den Moment zu leben. Wahre Veränderung fängt immer bei dir selbst an. Das ist die Veränderung, an der ich arbeite.

PiN: Du hast die Musik angesprochen, die du hörst. Du bist ein großer Anhänger von Ted Leo, was läuft bei dir sonst so?

Koji: Meine Fans wären überrascht, wie viel Rap und Hardcore ich höre. Je älter ich werde, desto mehr prägt mich aber die Musik, die mir mein Vater mitgegeben hat. Folk-Sänger wie Pete Seeger, Woody Guthrie, Bob Dylan oder Country-Musiker wie Hank Williams oder Johnny Cash, die großen Geschichtenerzähler eben. Das versuche ich auch einzubringen in meiner Musik. Natürlich inspirieren mich auch zeitgenössische Bands wie Wilco.

PiN: Du bist mit Into It. Over It. auf Tour, ihr habt gemeinsam schon eine Split-EP herausgebracht. Auch mit La Dispute arbeitest du viel zusammen. Seid ihr Freunde?

Koji: Ja, wir kennen uns schon lange. Die USA sind zwar groß, aber die Punk-Szene ist überschaubar. Als ich in der High School war, habe ich das Booking für Evan (Into It. Over It., Anm. d. Red.) gemacht. Und La Dispute habe ich bei einer meiner ersten Touren kennengelernt. Jemand hat mich gefragt, ob ich La Dispute höre. Ich kannte sie zu der Zeit nicht, also verneinte ich. Die Antwort darauf war: „Das solltest du aber. Ihr Sänger ist irgendwie wie du. Er liest gern Bücher.“ Das war eine großartige Feststellung (lacht). Später habe ich die Band dann getroffen und wir haben uns wirklich gut verstanden.



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