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Vinyl Galore & Plattenspieler

BERICHT: Broken Teeth | 04.08.2013 Jugendzentrum St. Peter, Duisburg

Was macht der durchschnittliche Mensch an einem heißen Sonntagnachmittag? Mit seinen Kindern (falls vorhanden) draußen etwas unternehmen? Am See rumliegen? Den Kater der letzten Nacht auskurieren? Oder vielleicht doch lieber eine kleine Hardcoreshow besuchen? Die Jungs von Revenge Booking luden zu einer kleinen, aber feinen Show mit vier Bands im Jugendzentrum St. Peter in Duisburg. Das kleine Jugendzentrum im Stadtteil Rheinhausen hat sich in den letzten Monaten mit diversen Konzerten als Veranstaltungsort für Hardcoreshows etabliert. US-Größen wie Integrity und The Mongoloids gaben sich in den letzten Wochen die Klinke in die Hand.

Die heutige Show ist von den Namen doch etwas kleiner. Als erstes stehen um 15:30 Uhr die Belgier von Ashes auf der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt sind gefühlt 6 Besucher im Konzertraum. Der Rest zieht es vor, sich draußen in der Sonne zu unterhalten oder von den angebotenen veganen und obendrein günstigen Speisen zu kosten. Die vier jungen Herren ließen sich davon jedenfalls nicht beeindrucken und spielten ein gutes Set. Geboten wird straighter Hardcore mit einigen Moshparts. Der Sänger schreit dabei recht angepisst in Mikro und so schafft es die Band, dass sich bis zum Ende des Sets die Zuschaueranzahl deutlich erhöht hat. Tanzen möchte aber trotz vieler Aufforderungen noch niemand.

Weiter geht es mit Overthrown aus Singapur, die heute ihren letzten Gig in Europa spielen. Die Band existiert schon seit 1996 und nach der ersten Europatour mit A Strenght Within im letzten Jahr konnte es das Quartett anscheinend gar nicht erwarten, wieder außerhalb Asiens zu spielen. Der Sound verändert sich zur Vorband nur leicht, wobei viele Songs vom neuen Album gespielt werden. Es kommt nun vereinzelt zu Bewegung im Publikum. Die Band bedankt sich überschwänglich für die Gastfreundschaft für die schöne Zeit. Nach dem Set werden allerdings schnell die Sachen eingepackt, denn der Flieger zurück nach Singapur wartet leider nicht auf Hardcorebands.

Als nächstes ist mit Grim eine weitere belgische Band an der Reihe. Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass die Band im Rahmen einer Show im St. Peter spielt und ihr guter Auftritt im Juni scheint die Runde gemacht zu haben, denn der Raum füllt sich. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Bands bieten Grim einen metallischeren und stumpferen Sound, der aber keinesfalls schlechter ist. Ein fieser, langsamer Breakdown folgt auf den nächsten und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bewegung nun von Song zu Song zunimmt. Zwischendurch sorgen immer wieder wohl dosierte schnellere Gitarreneinlagen für Abwechslung. Als Outro der letzten Songs spielen Grim standardmäßig „Redneck Stomp“ von den allmächtigen Obituary und jeder der denkt, dass Besucher einer Hardcoreshow nichts für Metal übrig haben, wird nun eines Besseren belehrt. Im ganzen Raum herrscht für 30 Sekunden völlige Eskalation. Danach verabschieden sich Grim mit dem Hinweis, dass es Wahrscheinlich im November neues Material von ihnen geben wird. Man darf gespannt sein.

Nach einer weiteren kurzen Pause betreten Broken Teeth die Bühne. Der Raum hat sich weiter gefüllt, auch wenn trotzdem noch viel Platz vor der Bühne ist. Die Engländer haben vom ersten Ton an das Publikum unter Kontrolle. Ihre Songs zeichnen sich durch einen guten Mix aus schnellen Abschnitten mit Singalongs und wilden Moshparts. Endlich finden sich auch eine handvoll textsichere Leute vor der Bühne und so überlässt der Sänger auch diverse Male das Singen dem Publikum. Der Rest beschränkt sich auf Side to Sides und anderen Schabernack. Trotz eines zwischenzeitlichen Mikrofonwechsels und dem generell etwas zu leisen Gesang ist der Auftritt durchaus gelungen. Songs wie „On The Edge“ und „Reflection On Me“ sorgen für Begeisterung beim Publikum. Das absolute Highlight ist allerdings „Soul Detroyer“, das gegen Ende des Sets gespielt wird. Die Band verabschiedet sich mit der Ankündigung, dass es von ihnen ebenfalls bald Neues zu hören gibt. Außerdem wird an die im Oktober stattfinde Tour mit Survival und Rotting Out erinnert, der ich definitiv einen Besuch abstatten werde. Dieses Package verspricht eine der besten Touren des Jahres zu werden.

Zum Abschluss sei noch eine Sache erwähnt. Bitte mehr Shows an Sonntagnachmittagen. Es ist wirklich sehr angenehm nach einer Show gemütlich zu einer humanen Uhrzeit nach Hause zu fahren.



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